Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 2. Mai 2007

Aktien steigen

Mittwoch, 2. Mai 2007

Klar, wenn die Menschen auf eine solche Mail wie die dressierten Hunde reagieren, denn steigen die Aktien – sehr zum Entzücken dieser Spammer. Aber vielleicht sollte der Autor dieser Spam ein bisschen an seinem Deutsch feilen, damit es nicht zu gewissen Missverständnissen kommt.

Guten Tag, ich heisse DR. Ortega.
Heute moechte ich Ihnen ueber einen erfolgreichen Aufstieg einer Internet-Firma mitteilen. Verschiedene Waren werden ueber Internet verkauft und die Verkaufsvolumen steigen vom Jahr zu Jahr das ist schon nicht merkwuerdig.

Und verschiedene Mails werden über Internet versandt und die Mailvolumen steigen von Jahr zu Jahr das ist schon nicht erfreulich.

Ueber das Internet sind die Waren billiger, es ist bequemer sie zu bestellen, fast jedes Netz-Geschaeft bittet Lieferung und Rabatte an.

Über das Internet sind die Werbebriefe billiger, es ist bequemer sie zu verschicken, fast jeder Netz-Betrüger bittet sie täglich um ihre Geduld für seine Müll-Lieferung.

Eines der besten Beispiele vom Internet-Geschaeft ist die Firma Tier-spezi AG […]

Eines der duchschnittlichsten Beispiel vom Internet-Müll ist unsere Firma Schweinehund AG. Man braucht schon ein geradezu hündisches Vertrauen und eine amöbenhafte Dummheit, um wegen dieser Spams Aktien zu kaufen.

Diese Firma verkauft Artikel fuer unsere kleine Brueder. Dieses Unternehmen hat eigenes Verkaufsnetz und eigene Produktionslinien, am besten laeuft das Geschaeft ueber das Internet.

Und wir versenden die Mails an unsere kleinen Brüder. Wie haben ein eigenes Botnetz und jemanden, der strunzdumme Texte verfasst, mit denen wir Börsenmanipulationen machen. Am besten läuft dieses Geschäft über das Internet.

Die Thesaurierung und der Verkaufswuchs der Gesellschaft ist unwahrscheinlich, nur in zwei Jahren ist es der Firma gelungen, auf den offenen Markt aufzutreten und eigene Aktien den Privatunternehmern anzubieten. Durch Knut-Geschichte hat sich die Denkensweise der Menschen umgewandelt, man holt jetzt immer mehr Tiere aus den Tierpflegeheimen. Die Verkaufsvolumen der Tierspesi AG sind unwahrscheinlich gestiegen. Deswegen braucht das Unternehmen neue Investitionen fuer die Produktionserweiterung.
Pruefen Sie die Marktdaten des Tier-spezi AG […]

Dabei erfinden wir auch gern mal ein neues Wort, wenn unser Übelsetzungs-Programm nicht weiter weiß. So entstehen unsere tollen Begriffe wie „Thesaurierung“, „Verkaufswuchs“ und „Denkensweise“. Das kapiert unsere aus hirnweichen Idioten bestehende Zielgruppe nicht, und deshalb halten die uns für ganz große Insider mit gewaltigem kaufmännischen Lach- und Sachverstand. Durch Knut-Geschichte haben wir gemerkt, dass in Deutschland Menschen sind so dumm, deshalb machen wir es so.

Das ist eine ausgezeichnete Chance fuer den Aufstieg der Gesellschaft!

Wenn sie wegen dieser Spam anspringen und kaufen und den Kurs der Aktie hochtreiben, ist das eine ausgezeichnete Chance für unseren Aufstieg in der Gesellschaft. Durch Ihr Geld und Ihre grenzenlose Dummheit.

Natürlich hat die schweizerische Tier-Spezi AG mit dieser Spam wohl nichts zu tun. Sie ist selbst unbeteiligte Dritte in diesem kriminellen Börsenzock mit vielen, blutenden Dummen. Sie hat auch ein ganz anderes Geschäftsfeld, wie eine Recherche mit einem Aufwand von 30 Sekunden hervorbringt. Der Zweck dieses Unternehmens besteht nicht etwa in Produkten für die Haustiere, sondern im

Erwerb, Verwaltung sowie Veräusserung von Beteiligungen an anderen Unternehmen; kann Tochtergesellschaften errichten, sich an anderen Unternehmungen beteiligensowie Grundeigentum / Immobilien erwerben, belasten, veräussern und verwalten.

Aber wahrscheinlich sind einige Empfänger dieser Spam zu doof, um das mal eben nachzuschlagen. Die Vorstellung, dass da irgendwas „für Knut“ gemacht wird, klingt doch viel sympathischer.

Ach so: Der Dr. Ortega nennt sich auch Dr. Parisi. Wahrscheinlich hat er noch ein paar Namen mehr. Der Text ist aber identisch, einschließlich aller Schwächen.

Gaga!

Mittwoch, 2. Mai 2007

Normalerweise ist es leicht, zu verstehen, warum so eine Spam auf eine wehrlose Welt losgelassen wird. Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe für dieses widerliche und kriminelle Verhalten. Entweder soll Leuten etwas verkauft werden, oder die Rechner der Empfänger sollen mit Malware verseucht werden.

Wenn man so ein hohes Wort für derart niedere Beweggründe verwenden will, denn kann man sagen, dass die Spam einen gewissen „Sinn“ hat.

Aber diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Im Moment stapeln sich bei mir völlig sinnlose Müll-Mails in englischer Sprache. Sie haben einen sinnlosen Text, kommen ohne Attachment daher und enthalten auch keine Links. Die Texte sind offenbar Fragmente, die ihres Kontextes beraubt werden und dadurch entfernt an die „Mitteilungen“ schwer schizophrener Menschen erinnern.

So etwa diese MFC-Traurigkeit:

Betreff: The rain falls down on last year’s man, an hour has gone by and he has not moved his hand.

Here’s the MFC 4.

Wie gesagt, ohne jeden Link und ohne eine Spur von Sinn. Einfach nur Müll, der das virtuelle Postfach verstopft. So zum Beispiel auch dieser Hinweis zur Benutzung eines NTFS-Dateisystems unter DOS:

Betreff: NTFSDOS must be started from the directory that contains its support files.

He tried it several times.

Ob einer dieser vielen Versuche wohl gefruchtet hat? Es scheint gar nicht so leicht zu sein, das passende Verzeichnis zu finden. Aber muss man das einem wehrlosen Internet mit dummer Spam mitteilen?

Große Teile der Texte scheinen aus dem USENET entnommen zu sein. So tauchen immer wieder die vielen kleinen Probleme der Programmierung in den sinnlosen Mitteilungen auf:

Betreff: My problem is how I can associate the two Views with the mainframe document.

When such values are encountered, an implicit binding to an anonymous variable name is created.

Nun, bei solchen Problemen könnte es hilfreich sein, eins nach dem anderen zu erledigen. Diese drei Zitate sind nur Beispiele für etwas, was momentan als regelrechte Flut kommt.

Warum einige Spammer im Moment so vorgehen, ist allerdings eine schwierige Frage. Es handelt sich ja nicht um Einzelfälle, sondern um eine große Aktion, die scheinbar keinen Nutzen bringt.

Nach etwas Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass diese Spams sich wohl an Spamfilter richten, nicht an Menschen. Die vielen Filterprogramme sollen offenbar mit einer so großen Bandbreite von verschiedenen Textmustern geflutet werden, dass sie unbrauchbar werden – vielleicht klappt das sogar ein bisschen. Wenn die vielen „selbstlernenden“ Filter solche „fast normalen“ Texte als Spam erlernen, führt dies auch zu einem Zerfall der bislang erkannten Muster in Spam-Mails. Und damit besteht durch solche Aktionen eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit, dass die Spam demnächst wieder besser durchkommt.

Und wer badet diesen ganzen Wahnsinn aus? Wir paar Menschen, die das Internet vor allem als ein Netzwerk verwenden, das Menschen verbindet. Wenn ich doch nur einmal einen Spammer in die Finger kriegen könnte!