Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Porsche Spätsommer Katalog – Exklusive Sonderkonditionen

Sonntag, 24. August 2025, 11:49 Uhr

Der eine hat den forschen Pimmel, der andere den Porschefimmel. Natürlich habe ich – ich habe nicht einmal einen Führerschein gemacht und von daher wirklich keinen Bedarf an einem Auto – solche Spams niemals irgendwo bestellt.

Von: Porsche Sales & Marketplace GmbH <info@porsche-salesteam.info>
Antwort an: info@porsche-salesteam.de

Mit diesem Absender hatte ich es in meinem gesamten bisherigen Leben definitiv niemals zu tun. Es handelt sich um eine unverlangt zugestellte Massenmail. Oder, um das im Internetkontext übliche Wort für diese illegale und asoziale Internetnutzung zu verwenden: Um Spam. Diese Spam wurde übrigens über eine IP-Adresse von Amazon versendet, einer Unternehmung, bei der ich nicht nur niemals Kunde war, sondern deren mir von anderen Menschen berichteten geschäftlichen Machenschaften ich persönlich so sehr verachte, dass ich dort auch niemals Kunde sein werde.

PERFORMANCE MIT PROVENIENZ

Was bitte? Haben die so ein dummes Geschwall nötig, um ihre übermotorisierten Blechkutschen für angehende beste Freunde des Tankwarts zu verkaufen? Das ist ja Stupidität mit Exklamation! 🤭️

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ja, eines von beidem bin ich tatsächlich. Man sieht, dass das Absender auch nicht so genau weiß, wie ich heiße und wer ich bin. Ich bin mir sicher, dass ein echter Porsche-Händler seine Kunden persönlich ansprechen würde.

Und nach dieser Offenbarung der spammigen „Leistung mit Herkunft“ kommt eine unappetitlich große Portion der Faszination Reklameblah aus der lodernden Hirnhölle:

erleben Sie die Faszination Porsche aus erster Hand. Wir präsentieren Ihnen eine exklusive Auswahl an Werksfahrzeugen, die direkt aus dem Herzen von Porsche [sic!] stammen. Jedes einzelne Fahrzeug repräsentiert unsere DNA [sic!] und wurde nach den strengsten Kriterien für Sie [sic!] vorbereitet.

Der vollständige Katalog mit allen verfügbaren Modellen liegt dieser E-Mail bei.

✓ 111-Punkte-Check
Zertifizierter Zustand nach akribischer Prüfung durch unsere Techniker.

✓ Porsche Approved Garantie [sic! Deppen Leer Zeichen]
Mindestens 12 Monate Garantie und Mobilitätsservice inklusive.

✓ Direkte Konditionen vom Hersteller
Profitieren Sie von exklusiven Preisvorteilen direkt vom Hersteller.

Ihr Weg zu Ihrem Porsche

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Herzliche Grüße,

Benedikt von Hohenfels
Verkaufsleiter – Porsche Sales & Marketplace GmbH
Tel: 0711 968 ████ 8
E-Mail: info@porsche-salesteam.de
Porsche Sales & Marketplace GmbH
Porscheplatz 1, D-70435 Stuttgart
HRB 730595 | Amtsgericht Stuttgart | USt-ID: DE815578978
© 2025 Alle Rechte vorbehalten.

Der stürmischen Worte sinds gar viele, doch geistig herrscht Windstille. Es ist einer dieser Spamtexte, die sich sehr stark nach einem angelernten neuronalen Netzwerk – von Journalisten, Politikern und anderen digitalen Analphabeten durchgehend mit dem Reklamewort „künstliche Intelligenz“ bezeichnet – anfühlen.

Die angegebene Telefonnummer im Zitat habe ich in einem Anfall unverdienter Gnade unkenntlich gemacht, denn ich gehe davon aus, dass die Angaben im Mailimpressum Lüge sind. Es ist ja eine Spam. Dem Inhaber des sinnlos und rechtlich wirkungslos, aber einschüchternsollend proklamierten „geistigen Eigentums“ auf eine Mail, deren von quasimechanisch anmutendem Reklameblah geprägter Text nicht einmal in der Nähe urheberrechtlich schutzwürdiger Schöpfungshöhe liegt, wünsche ich auch weiterhin viel Spaß mit seiner geistigen Eigentümlichkeit und seinem offenen Bekenntnis zur Leserverachtung und dümmlichen Jurafuchtelei. Einem mit solchen Proklamationen indirekt angedrohten Rechtsstreit um die Zulässigkeit des Vollzitats blicke ich mit großer Entspannung, ja, mit Heiterkeit entgegen. Es kann ja auch nicht jeder Sprechblasenfacharbeiter an der Reklame- und Spamfront intelligent sein. Oder höflich. Oder etwas anderes als eine dumme Kotaustrittsöffnung. Oder in irgendeiner Weise zivilisationstauglich respektvoll. Die Defizite sieht man bereits an der Spam. Durch Hinschauen.

Diese Mail war allerdings nur die Vorspeise des Gammelfleischfraßes, denn es ist ja auch noch eine Datei angehängt:

$ ls -lh Katalog.pdf 
-rw-rw-r– 1 elias elias 7,3M Aug 24 10:08 Katalog.pdf
$ file Katalog.pdf 
Katalog.pdf: PDF document, version 1.7
$ pdfinfo Katalog.pdf 
Title:           Frühlingskatalog.pdf
Keywords:        DAGwWXpRBWM,BAFFNo1uTpU,0
Author:          Seventy777
Creator:         Canva
Producer:        GPL Ghostscript 10.00.0
CreationDate:    Sun Aug 17 20:11:18 2025 CEST
ModDate:         Sun Aug 17 20:11:18 2025 CEST
Custom Metadata: no
Metadata Stream: yes
Tagged:          no
UserProperties:  no
Suspects:        no
Form:            none
JavaScript:      no
Pages:           22
Encrypted:       no
Page size:       595.44 x 842.16 pts (A4)
Page rot:        0
File size:       7645643 bytes
Optimized:       no
PDF version:     1.7
$ pdftotext Katalog.pdf – | wc 
      0       0       0
$ _

7,3 MiB spammig-gammlige Stopfmasse für das Postfach in Form eines 22seitigen „Frühlingskataloges“ für Ende August, der offenbar nur aus Reklamebildern besteht und deshalb kein Wort Text enthält. Herzallerliebst auch die verwendeten Schlagwörter für dieses Dokument. Ich habe Seite 2 mal in Gimp geöffnet und als Bild gespeichert, weil ich PDFs aus der Spam ganz sicher nicht in einem vollwertigen PDF-Betrachter aufmachen werde und generell Dateien aus einer E-Mail nur mit der Kneifzange anfasse. So eine Vorgehensweise empfehle ich auch jedem anderen Menschen, wenn es um Mailanhänge fragwürdiger Herkunft – also aus nicht digital signierter E-Mail vor Überprüfung der Signatur – geht. Diese zweite Seite des Kataloges sieht so aus:

Seite 2 aus dem angehängten Katalog: Gebrauchtwagen Verzeichnis -- Modell Porsche 911 Turbo S (992 I), Preis 185.430,00 € -- Zitat hier abgebrochen

An dieser Seite entzückt nicht nur die (sicherlich nicht für jeden Menschen sofort sichtbare) Tatsache, dass der Autor dieses Dokumentes nicht weiß, wie man sich in der Textverarbeitung oder im DTP-Programm mit klickigen Klicks eine Tabelle klickt und es auch nicht irgendwo nachschlagen wollte, weil er ja gleich arbeiten gehen könnte, wenn er sich Mühe geben wollte – weshalb die Texte der einzelnen Spalten auf unterschiedlicher Höhe hängen und weshalb die Seitennummern und Beträge nicht rechtsbündig, sondern linksbündig gesetzt sind, was das Lesen und Auffassen stark erschwert – sondern auch die angegebenen Preise vermögen zu entzücken. Ich wills mal so sagen: Von 185.000 Øre könnte ich mehrere Jahre, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sogar bis zu meinem Tod, weiterleben. Und gut weiterleben, also deutlich besser als jetzt. Ja, ich lebe sehr sparsam. Nudeln sind aber auch preiswerter als Ottokraftstoff.

Davon, Geschäfte mit illegal und asozial vorgehenden Spammern zu machen, rate ich strikt ab. Man wird betrogen. Das Geld ist hinterher weg. Wer mich für einen dieser Blogger hält, die im geduldigen Internet gar vieles behaupten können, und mir deshalb nicht glaubt: Gut so! Einfach mal bei der nächsten Polizeidienststelle fragen, was die Beamten dort von der Idee halten, Geschäfte der Großenordnung 200.000 € mit Spammern zu machen! Das kostet auch nur einen kurzen Moment Lebenszeit und kann doch so viel Geld sparen. Aber bitte auf gar keinen Fall auf so eine Spam reinfallen!

Übrigens warnt Porsche selbst in einer Pressemitteilung aus dem Winter dieses Jahres vor Betrugsversuchen im Namen von Porsche:

Das Porsche-Kundenmanagement erhält derzeit vermehrt Hinweise auf Betrugsversuche. Dabei wird ein vermeintlicher „Porschekatalog“ fälschlicherweise im Namen von Porsche-Zentren oder der Porsche AG bzw. der Porsche Deutschland GmbH versandt […] Porsche möchte darauf hinweisen, dass es sich hierbei um eine Betrugsmasche handelt, die bereits den zuständigen Ermittlungsbehörden gemeldet wurde. Die Täter kontaktieren willkürlich Personen und geben sich als Unternehmen des Porsche Konzerns oder der Porsche Handelsorganisation aus

Abgesehen von der illegalen und asozialen Spam ist das die gleiche Nummer. Nur für den Fall angemerkt, dass jemand Porsche auf seiner eigenen Pressewebsite für halbwegs glaubwürdig hält. 😉️

Selbst Menschen, die wegen eines für mich nicht nachvollziehbaren Fetischs beinahe 200 Kiloeuro für ein gebrauchtes Auto ausgeben würden, können sicherlich etwas besseres mit ihrem Geld anfangen, als kriminellen Spammern und Trickbetrügern den verfeinerten Lebensstil zu finanzieren. Zum Beispiel mit einem eher unbequemen und deutlich übermotorisierten Auto herumfahren.

3 Kommentare für Porsche Spätsommer Katalog – Exklusive Sonderkonditionen

  1. Oh, die hatte ich gestern auch gehabt, allerdings nicht so genau recherchiert, sondern ein paar Fragen zurückgeschickt: Woher die Adresse ist, welche Daten sie noch haben, ob die Daten weitergegeben wurden usw.

    Auf die Idee, daß das KI-Geschwalle sein könnte, war ich nicht gekommen, wäre aber tatsächlich denkbar. Andererseits ist es halt typisches Marketing-Blah, angepaßt an das angepeilte „Marktsegment“, könnte also tatsächlich auch von Menschen geschrieben worden sein.

    • Journalisten und Werber sind die Berufe, die in Zukunft am stärksten von angelernten neuronalen Netzwerken mitübernommen werden. Das sagt nichts über die Intelligenz der angelernten neuronalen Netzwerke, aber vieles über die „Intelligenz“, die man in diesen Berufe benötigt. Reklameblah ist so formelhaft, das es vermutlich schon mit Markowketten ginge…

  2. P.C.User sagt:

    Ein Impressum zu der angegebenen Firmierung habe ich gefunden, die Registriernummern stimmen überein, aber nicht Telefon und eMail-Adresse. „sale-steam“ will wohl Dampf machen, schnell viel Kohle auszugeben (wer zu viel hat)…

    Daß der letzte Satz nur leicht umformuliert zweimal da steht, deutet zumindest auf völliges Unverständnis (oder Ignoranz), was da überhaupt steht, und damit auf maschinelle Übersetzung oder Text-Erzeugung.

    Irgendwann bekam ich mal eine eMail, die war unterzeichnet mit „Best,“ und dem Namen (vielleicht Kurz-Stil für ‚die besten Wünsche‘, keine Ahnung); letzte Woche kam eine Spam, sonst in korrektem Deutsch, aber ‚unterzeichnet‘ mit „Am besten,“ und irgendeinem Namen …

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