Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Ein Adblocker-Verbot liegt in der Luft

Dienstag, 30. Mai 2017, 14:13 Uhr

Hier geht es nicht um eine Spam, sondern um aktuelle Bundespolitik.

Zunächst ein kurzes Zitat:

Eine zuverlässige Methode zum Schutz vor Malvertising ist die Verwendung sogenannter Ad-Blocker, also Software, die die Anzeige von über Drittserver auf Webseiten eingebundener Werbung im Browser unterbindet. Allerdings prüft die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern derzeit ein gesetzliches Verbot genau dieser Art von Software

Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 16. Mai 2017 (Der Link geht auf ein PDF in der Website des Deutschen Bundestages, zu Archivzwecken und gegen die Verrottung wichtiger Quellenlinks gibt es hier auch eine lokale Kopie)

Von mir einen herzlichen Dank an die Bundestagsfraktion der Linkspartei für diese kleine Anfrage angesichts eines von der CDU-SPD-CSU-Regierung erwogenen und in Zusammenarbeit mit den Landesregierungen ernsthaft überprüften Verbotes von Adblockern in der BRD! Gut, dass es noch ein bisschen Opposition gibt, so klein, schwach und unbeachtet sie auch geworden sein mag.

großes kotzenden SmileyWo sie über diesen – kurz nach einem „erfolgreichen“ und verheerenden Erpressungstrojaner (gegenwärtiger politischer Neusprech: Cyberangriff) unter dem Gesichtspunkt der Computersicherheit für viele Menschen und Unternehmungen sicherlich sehr interessanten – politischen Vorgang gar nichts erfahren werden? Richtig, aus einer reklamefinanzierten Presse, deren wesentlicher Geschäftszweck (Kerngeschäft) der Transport von Reklame ist, so dass die vorgeblichen „Inhalte“ nur dazu da sind, um Aufmerksamkeit für die mittransportierte Werbung zu erzielen. Die vorgeblichen „Inhalte“ auf Pressewebsites sind also nur so etwas ähnliches wie der Wurm am Angelhaken, der ja auch nicht zur Verbesserung der Ernährungslage von Fischen angebracht wird. Dass die Fische über die wirkliche Bedeutung des Wurmes aufgeklärt würden, ist ausgeschlossen. Und deshalb werden sie in diesem Punkt in der gesamten Presse auf systematisches Schweigen und auf gezielte Fehlinformationen stoßen.

Aber sprechen sie deshalb bitte niemals von einer „Lügenpresse“, denn das ist nach Meinung ebendieser Lügenpresse pfui und nazi! Das passende Wort ist Reklame-, Scheichwerbe- und Lobbyistenpresse! Einen intelligenzverachtenden Euphemismus zur Beschreibung des Unterschiedes denken sie sich bitte selbst aus, wenn den Qualitätsjournalisten kein eigener einfällt.

Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Menschen aus der Bundesrepublik Deutschland gegen ein drohendes gesetzliches Verbot von Adblockern stellen, welches zurzeit in den Dunkelkammern des Berliner Reichstages klandestin und lobbyistisch vorbereitet wird. Es handelt sich auch weiterhin bei wirksamen Adblockern um eine unverzichtbare Sicherheitssoftware, die einen Angriff auf Computer über den Webbrowser an der Wurzel verhindert und damit wesentlich wirksamer als ein so genanntes „Antivirus-Programm“ ist. Eine Kriminalisierung dieser Sicherheitssoftware durch ein gesetzliches Verbot wird in erster Linie der Organisierten Kriminalität im Internet (gegenwärtiger politischer Neusprech: Cyberkriminalität) nützen.

Den Presseverlegern aus der Bundesrepublik Deutschland lege ich nahe, dass sie sich so schnell wie möglich ein seriöses Geschäftsmodell im Internet suchen, statt der Organisierten Kriminalität zuzuarbeiten. Das Geschäft mit der Werbung im Web in seiner heutigen Form wird sowieso zwangsläufig zusammenbrechen. Und ansonsten rufe ich ihnen zu: Wenn es euch im freien Internet nicht gefällt, geht doch einfach nach drüben! :mrgreen:

6 Kommentare für Ein Adblocker-Verbot liegt in der Luft

  1. benediktg sagt:

    Verlinke lieber uBlock origin anstatt ublock.org – uBlock wird schon seit langem nicht mehr fortgeführt. 😉

  2. […] vor lauter Furcht kaum noch ein kurzes Schläfchen zu halten. Kaum hat man die Diskussion über ein Verbot von Sicherheitssoftware in Gänze aufgenommen und seine gegenwärtig eingesetzten Sicherheitsvorkehrungen auf etwaige […]

  3. scriptblocker sagt:

    Viele Ads werden als Javascript eingebunden – sollen dann auch Scriptblocker wie noscript verboten werden?
    Wenn Ads flashbasiert sind und ich die permanente Sicherheitslücke nicht installiert habe und deswegen die armen Ads nicht sehen kann – mache ich mich dann womöglich strafbar?
    reductio ad absurdum oder so
    Grüße

    • Ich habe neulich an anderer Stelle, wo ich wegen des Themas einen gewissen Widerspruch erfuhr (und sogar als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet wurde) folgendes zum Besten gegeben:

      Ich will es mal so sagen: Dieser Staat BRD schafft es sogar, Plfanzen zu verbieten, die hier überall wachsen würden und dieses Verbot mit hohem Aufwand durchzusetzen. Ein Staat, der so etwas weitgehend wiederstandslos durchziehen kann, kann jedes Verbot durchziehen. Bei einem Adblocker-Verbot würde sicherlich zunächst die direkte Zugänglichkeit für „normale Anwender“ unterbunden, ein möglicher Hebel dafür ist zum Beispiel das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das von der gegenwärtigen CDU-SPD-CSU-Regierung noch in dieser Legislaturperiode durchgedrückt werden soll. Mit dem gleichen Apparat lässt sich die Zensur entsprechender Hinweise über Facebook, Twitter und Konsorten erzwingen.

      Wenn ich einem meiner Mitmenschen sage, er soll sich auf ganz normalem Wege ein Addon im Browser installieren (ich empfehle jedem Menschen uBlock Origin), stößt das auf wesentlich weniger Misstrauen als wenn ich einem Menschen sagen müsste: „Lade dir das Addon von Github herunter und installier es auf einem dir völlig ungewohnten Umweg“, vor allem, wenn ich ehrlicherweise anfügen müsste: „Es handelt sich übrigens um ein illegales Browser-Addon und du riskierst eine Strafe, wenn du es benutzt und erwischt wirst“. Der bloße Vorgang einer Kriminalisierung in Kombination mit den gegenwärtig beabsichtigten Internetzensurgesetzen schafft bereits eine erhebliche Hemmschwelle. Es ist (zugegebenermaßen leicht hinkend, aber gar nicht so sehr) vergleichbar damit, ob ich einen Menschen, der unter Appetitlosigkeit leidet, sage „Geh in die Apotheke und kauf dir dort folgendes Medikament“ oder ob ich ihm „Geh hier in Hannover zum Faust-Gelände, such dir dort im Umfeld einen dieser Menschen, die so aussehen, als würden sie etwas verkaufen und kauf dir dort für zwanzig Euro Cannabis, aber lass dich dabei besser nicht erwischen“. Die meisten Menschen werden letzteren Vorschlag als „unseriös“ und „gefährlich“ empfinden.

      In Kombination mit Zensurgesetzen wie dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das ja nach dem Willen des werten Herrn Justizministers auch noch unbedingt innerhalb dieser Legistlaturperiode durchgedrückt werden soll, kann ein Verbot von Ad-blockenden Browser-Addons aller Art verheerende Wirkung haben. Websites mit mehr als einer Million Nutzer sind dann ja unter Androhung hoher Bußgelder dazu verpflichtet, „offensichtlich rechtswidrige Inhalte“ binnen 24 Stunden zu löschen. Die Addon-Verzeichnisse haben sicherlich mehr als eine Million Benutzer, und ein kraft Gesetzes illegal gemachtes Addon ist nun einmal offensichtlich rechtswidrig. Das ist viel eindeutiger als bei der politisch-propagandistisch immer wieder vorgebrachten Bekämpfung von „Hate Speech“ und „Fake News“, die bereitwillig und mit beachtlich wenig Gegenrede vom größten Teil der Presse weitergetragen wird. 🙁

      Klar, ich werde dann auch weiter Adblocker haben (und natürlich das im heutigen Web unentbehrlich gewordene NoScript, und ich habe auch keine Probleme damit, mir ein Addon von GitHub abzuholen. Der größte Teil der Menschen wird jedoch erstmal von der Nutzung abgehalten. Und das zahlt sich für die werten Herren Presseverleger in klingender Münze aus, während es bei den von der Kriminalisierung betroffenen Menschen erhebliche Schäden verursachen kann. „WannaCry“ ist ja noch gar nicht so lange her…

  4. […] Schutz der Privatsphäre und der Computersicherheit. Der Kommentar, den ich dazu schreiben müsste, ist zum Glück schon lange geschrieben, so dass ein kleiner Link ausreichen […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert