Und heute mal wieder eine Mail mit dem Standardbetreff für alle „romantischen“ Mails. In der Tat, diese Mails sind roman-tisch, sie tischen einem immer wieder hübsche Romane auf. Aber weil diese Romane allein noch nicht überzeugen, hängt meist ein wirklich hübsches Foto dran, das irgendwo aus dem Internet gezogen wurde. Unsere heutige virtuelle Frau als Handpuppe der Vorschussbetrüger hat aber so ein richtig hübsches Bild, und die Frau auf dem Bild hat auch ordentlich Holz vor der Bude. Eigentlich zu schade, dass man zu genau weiß, dass da in Wirklichkeit ein innerlich verschrotteter, schäbiger Betrüger seine paar Textbausteine zusammenbastelt und einen auf ganz große Einsamkeit und Sehnsucht macht.
Hallo!!!
Schon klar, Kleine! Du kennst meine Mailadresse und weißt meinen Namen nicht. Nicht einmal einen Nick, den ich irgendwo benutze.
Wie geht`s? Ich wollte einen Freund fur Briefwechsel finden.
Dafür kommst du schnell zur Sache. Wenn ich dein Geschreibsel lese und deine herzverrottete Art, sexuell unterforderte und einsame Menschen mit einer billigen Betrugsnummer übern Tisch zu ziehen, denn geht es mir übrigens gleich viel schlechter.
Mochtest du dich mit mir unterhalten? Ich heiBe Ekaterina. Ich bin 29. Ich war schon sehr lange einsam. Ich ware sehr glucklich mit dir zu schreiben. Ich bin eine junge und gute Frau. Ich ziehe aktive Lebensweise vor. Ich mag Sport und Erholung in der Natur. Ich mochte eine freundliche und groBe Familie haben.
Für einen „groben“ Umgang (an Stelle eines „ß“ hat sie ein großes „B“ getippt) kann ich gern sorgen, wenn du mir nur vor die Augen trittst.
Ich mochte dich ein paar Fragen stellen. Ich hoffe sehr daran, dass es nicht schwer ist auf sie zu antworten. Wie verbringst du deine Freizeit? Wie stellst du dir das ideale gluckliche Leben vor?
Ich verbringe meine Freizeit damit, dass ich Spammern den Kopf abbeiße und in meiner Vorstellung von idealem, glücklichem Leben gibt es gar keine Spam mehr und noch nicht einmal mehr Werbung, sondern die Kommunikationskanäle stehen unbeeinträchtigt von Geschäft und Betrug den Menschen zur Verfügung, die sich darüber austauschen möchten.
Ich schicke dir mein Bild. Ich hoffe, ich hoffe, es gefallt dir und du antwortest bald.
Ja, das Bild gefällt mir. Dafür, dass es gefällt, hast du es ja auch ausgesucht, Spammer. Aber wegen eines geklauten Bildes antworten und dann in einem herzzerreißenden Schriftverkehr immer wieder um Geld angebettelt zu werden, dafür ist mir echt meine Lebenszeit zu schade. Das Treffen, das du mir vor die Augen hältst, damit ich auch schön für dich laufe, findet eh nie statt. Einfach, weil du nicht existierst.
Hier ist meine E-Mail.
Wenn du mir schreibst: katykissy (at) yahoo.com
schicke ich dir mehr, als meine Fotos!
Wie, wenn ich dir antworte, obwohl du ganz offen zugibst, dass du deine Absenderadresse gefälscht hast, schickst du mir mehr? Was denn? Sind es nur ein paar Finger, oder ist es vielleicht dein erfreulich lebloser, abgehackter Kopf? Da könnte ich ja doch noch in Versuchung kommen…
Ekaterina!
Ein Name, so echt wie der gefälschte Absender.
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