Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Job zu Hause

Dienstag, 19. Juni 2007, 3:37 Uhr

Mit diesem tollen Betreff wendet sich eine Spam der angeblichen Firma Danfield International an Menschen, deren Leben vom totalen Denkverzicht geprägt ist. Um den Eindruck von Seriosität zu erhöhen, bevorzugt es diese „Firma“, ihre Mails mit gefälschtem Absender zu versenden.

Es soll ja immer noch Deppen geben, die es für möglich halten, dass ihnen ein gut bezahlter und einigermaßen mit dem geltenden Recht verträglicher Arbeitsplatz über eine kriminelle und asoziale Spam-Mail angeboten wird. Für diese Zielgruppe hat ein Ableger der Geldwäsche-Mafia sich einmal hingesetzt und eine hübsch gestaltete HTML-Mail in die Tasten gehauen, deren Layout (mit Mozilla Thunderbird unter Microsoft Windows) so aussieht:

Ein Ausschnitt aus der Spam zur Beurteilung des Layouts. Wirklich gelungen!

Nun, das ist doch wirklich mal ein gelungenes Layout. Mit dieser Mühe verbinden die Spammer die Hoffnung, dass sich genügend Opfer davon so verblenden lassen, dass sie die diversen inhaltlichen Schwächen nicht bemerken und vergessen, dass sie es mit der Geldwäsche-Mafia zu tun haben.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Zur Zeit schreiben wir folgende Stellen öffentlich aus

So so, eine illegale und asoziale Spam-Mail ist also eine „öffentliche Stellenausschreibung“. Bei derart „kreativer“ Wortverwendung weiß man doch gleich, mit was für Arschlöchern man es zu tun hat. :mrgreen:

On-line-Zahlung Manager
Freie Stellen vorhanden: 21
Geographische Lage: Europa
Gehalt: 430-550 EUR pro Woche (in ersten 2 Wochen Probezeit)
Beschäftigung: teilweise (2-4 Stunden pro Tag)

Arbeitsbeschreibung:

  • Anrufe beantworten und elektronische Post bearbeiten
  • die projektverbundene On-line-Zahlungen verwalten

Hier ist gleich so einiges recht lustig. Die recht seltsame Schreibweise „on-line“ passt in ihrer Fehlerhaftigkeit so gar nicht recht zum schnieken Layout, und dieser Fehler bekommt Gesellschaft durch das Deppen Leer Zeichen in „Zahlung Manager“ – vom fehlenden Fugen-“s“ einmal ganz zu schweigen. Immerhin, die Beschäftigung ist nur „teilweise“, weil der Autor offenbar nicht wusste, dass man auf Deutsch nun einmal „Teilzeit“ sagt.

Eine „teilweise Beschäftigung“ mit hohem Gehalt.

Für 10 Arbeitsstunden bekommt man in der Probezeit immerhin gut 500 Euronen, das entspricht einem Stundenlohn von 50 Euro. So gut bezahlte Stellen sind also so schwer zu besetzen, dass es der illegalen Anwerbung über eine Spam-Mail bedarf? Wer das glaubt, ist selbst schuld.

In Wirklichkeit gibt es das Geld dafür, dass man eingehende Zahlungen empfängt und an die Geldwäsche-Mafia weiterleitet. Diese „Zahlungen“ sind betrügerischer Natur, sie werden von den Konten der diversen Phishing-Opfer abgebucht. Wer sich darauf einlässt, so etwas auf seinem eigenen Konto zu empfangen, kann sich auf einen ordentlichen Haufen Ärger gefasst machen. Ob es dafür wirklich Geld gibt, ist noch einmal eine ganz andere Frage.

Für den angebotenen Job als „Fernassistent“ gilt etwas ähnliches, es handelt sich um eine Person, die ihren Namen für gewisse, sehr windige Geschäfte hergibt. Natürlich mit vollem persönlichen Risiko.

Damit auch ein totaler Loser glaubt, dass er noch zum „Manager“ werden kann, gibt es einen wichtigen Hinweis in dieser Spam. Totale Loser sind ja genau die richtigen Opfer für eine solche asoziale Masche, vor allem denn, wenn sie auch noch strunzdumm sind.

WICHTIG:
Diese Stellen fordern keine Investitionen Ihrerseits.
Wir brauchen Investitionen Ihrer Zeit und Ihres Bemühens für gute Ergebnisse

Wer dumm genug ist, der findet eine Ausdrucksweise wie „Wir brauchen Investitionen Ihrer Zeit […] für gute Ergebnisse“ auch nicht weiter verwunderlich und freut sich darüber, dass es über seinem Kopf einfach so voraussetzungslos Taler regnen soll… :mrgreen:

Aber die Krönung ist die Aufforderung zur „Bewerbung“:

Um unsere Zusammenarbeit fortzusetzen, füllen Sie den untengegebenen kurzen Fragebogen aus und meilen an uns

Erstens herrscht beim Empfang einer Spam noch keine „Zusammenarbeit“ zwischen Sender und Empfänger – und bei vernunftbegabten Menschen wird es auch niemals dazu kommen. Zweitens kommt das Verb „meilen“ eigentlich nicht von „Meile“, sondern von „Mail“. Und drittens ist dieser Text mit einer Empfängeradresse verlinkt, die nicht einmal in der Top-Level-Domain mit der Absenderadresse übereinstimmt. Könnte man die ersten beiden Punkte noch als Fehler eines überarbeiteten Azubis betrachten, so zeigt der dritte Punkt klar, dass man es mit Betrügern zu tun hat.

Aber das alles wird noch gesteigert durch den „untengegebenen kurzen Fragebogen“, der folgendermaßen aussieht:

Vorname:
Familienname:
Land:
Ort:
Telefonnummer:
E-MAIL:

Zusätzliche Information:

Nicht, dass das jetzt jemand falsch versteht. Da sind keine Felder, in die man irgendetwas eintragen könnte. Da stehen einfach nur diese Wörter untereinander. Wie soll man die „ausfüllen“? Soll man sie etwa ausdrucken, die Angaben mit einem Kugelschreiber reinkritzeln, das Ergebnis einscannen und als Grafik an die verlinkte Mailadresse senden? Dümmer gehts nimmer! Oder soll man sie übers Clipboard in die Antwortmail einfliegen. Die Antworten-Funktion des Mailclients führt ja zu einer falschen Mailadresse, da der Absender gefälscht wurde, sonst könnte man die Texte in das zitierte Original eintragen. Und nein, es wurde keine passende Reply-to-Adresse angegeben, so viel Internet-Kompetenz hat man bei der Werbung von „Managern“ und „Fernassistenten“ nicht. 😆

Gelungen und stilecht auch die Abschiedsformel:

Mit freundlichen Grüssen
© Copyright 2004-2007 „DANFIELD INTERNATIONAL“

Der normale Leser würde ja nach dem standardmäßigen MfG so etwas wie einen Namen erwarten. Aber stattdessen gibt es eine Angabe zum Urheberrecht – der gewiss erfundene Firmenname ist übrigens nicht etwa mit einer Website oder etwas ähnlichem verlinkt, sondern noch einmal die gewünschte Mailadresse für eine Antwort.

Heiterkeit löst auch der Jahresbereich in der Copyright-Angabe aus. Haben diese von Gier zerfressenen Kriminellen in vier Jahren immer noch nicht gelernt, wie man einen überzeugenden Text in deutscher Sprache schreibt? Denn werden die es auch in Zukunft nicht mehr lernen.

Ab in den virtuellen Mülleimer damit!

Ein Kommentar für Job zu Hause

  1. Roland Karlen sagt:

    Hallo ich möchte fernassistent machen aber ohne das mann sein gehalt nicht pünklich bekommt ja

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