Da schaue ich zum Ende eines müden, aber erfreulich warmen Tages aus dem Leben eines Mitgliedes der deutschen Unterschicht mal wieder in mein virtuelles Postfach, und was finde ich da? Eine Mail mit dem wenig verheißungsvollen Betreff „Metal Parts“, die mich so anredet, wie es niemand täte, der meinem Elend und meiner Bettelei gegenüber stünde:
Dear Mr. General Manager
Good morning
Das ist ja schon einmal ein guter Brüller für eine Spam. Und überhaupt ist diese Spam mal etwas anderes, da man gar nicht so leicht merkt, worauf die Absender hinaus wollen. Sehr stilsicher wird dargelegt, was eine (mutmaßlich nicht existierende oder hier missbrauchte) Firma aus der Volksrepublik China so alles leistet:
Pingcheng Precision strives to Metal Parts machined components and assemblies located in China Guangdong province. Pingcheng Precision has maintained a commitment to state-of-the-art manufacturing technology, demonstrated a collective talent for creative problem solving in engineering, incorporated the most stringent quality assurance measures .Pingcheng‘ most valuable assets are the trained, experienced, motivated craftsmen who take pride in the quality products they produce. All employees adhere to an aggressive continuous improvement program that affects every aspect of our business. This commitment is what generates our industry defining performance standards.
Eine kleine Schwäche im Genitiv und eine gewisse, recht unschöne Holprigkeit im Stil, aber gemessen am Standard anderer Betrügereien durchaus gelungen. Vor allem, weil die später angegebene Mailadresse mit der Absenderadresse übereinstimmt und auf eine Homepage in der gleichen Domain verwiesen wird. Wer ein bisschen doof ist, kann wirklich daran glauben.
Wer nicht ganz so doof ist, findet es natürlich völlig absurd, dass hier ein namentlich Unbekannter aus einer unter Spammern gehandelten Liste mit Mailadressen mit den Worten „Sehr geehrter Herr Generaldirektor“ geehrt wird. Es ist ja auch gar nicht so einfach, jemanden anzusprechen, über den man gar nichts weiß. Doch dass die fernöstliche Neigung zur Höflichkeit gleich solche Wege gehen muss…
Wer immer noch keine Einschläge merkt: Führungskräfte werden nicht mit einer Spam gesucht. Auch nicht in China. Punkt.
Ich erspare allen Lesern mal das vollständige Zitat dieser Spam und lasse den nächsten Absatz aus, wo von der Ehrung des Kunden, der zuvörderst wichtigen Qualität der Produkte, der ernsthaften wissenschaftlichen und technischen Erkundung, der fortschreitenden Verbesserung aller Bereiche des Unternehmens und so weiter geblaht wird – und zwar in einem Englisch, das auch einem Zweitsprachler wie mir noch so richtig weh tun kann. Es ist fast unmöglich, die gleichzeitige Blähwut und Unbeholfenheit des Ausdrucks zutreffend ins Deutsche zu übertragen, zumal man wirklich Probleme mit dem inhaltlichen Verständnis bekommt.
Und nach diesem fürchterlich langem und inhaltsleerem Blah kommen die Absender denn endlich zur Sache:
We are look forward to build long term business relationship, if you are interested, please contacted us. Thank you
Best regards
Jack Zhou
Die spammen also Millionen von Leuten wahllos mit einer halbverstandenen Kollektion des Bullshit-Bingos der Wirtschaftssprache zu, um sie als „General Manager“ anzusprechen und ihnen langfristige Geschäftsbeziehungen anzubieten. Damit die Empfänger dann Kontakt aufnehmen können, sind auch diverse Möglichkeiten angeboten: eine Anschrift in China, eine Telefonnummer, eine Faxnummer, eine Mailadresse und natürlich noch eine Website.
Wer an solchen Geschäften interessiert ist, dem ist nicht mehr zu helfen. Wahrscheinlich hätte jemand, der darauf hereinfällt, im vor einigen hundert Jahren auch heiliges Stroh aus der heiligen Krippe gekauft und große Wunder davon erwartet.
Am Ende ist man doch immer der Betrogene. Im Reliquienhandel und in irgendwelchen Spamgeschäften.
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