Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


KD 60952 Webshop Bestellung 26.03.2007

Dienstag, 27. März 2007

Ah, mal wieder etwas anderes als die nervtötende Spam-Dreieinigkeit Poker, Porno, Viagra in meinem Postfach. Gleich mal einen Blick reinwerfen…

Guten Tag,

Vielen Dank fur Ihre Bestellung!

Die von Ihnen bestellten Waren sind vollstandig am Lager und werden umgehend durch die Logistikabteilung an Sie versandt.

[… URL von mir entfernt]

Was für eine persönliche Anrede! Einfach nur „Guten Tag“. Und natürlich wird auch nicht weiter erwähnt, was ich nun wann bestellt haben soll. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich gar nichts bestellt habe. Woher sollen die auch solche Dinge wie meinen Namen, für mich interessante Produkte oder auch nur eine Lieferanschrift kennen? So etwas steht nicht in den großen Adresslisten, die von den Spammern untereinander gehandelt werden, da stehen nur Mailadressen drin. 🙁

Weniger wache Zeitgenossen werden bestimmt gleich wie dressierte Affen auf den Link klicken, den ich hier natürlich entfernt habe. Man möchte ja schließlich wissen, für was man demnächst ein bisschen argen Ärger hat.

Genau das habe ich auch (etwas vorsichtiger mit einem gut gesicherten Browser) getan, aber leider war die dort angebotene Website nicht besonders informativ, wenn man etwas lesen will. Hätte ich es mit einem der verbreiteten Browser in der Standardkonfiguration getan, hätte ich mir wahrscheinlich eine wenig appetitliche Schadsoftware eingefangen – aber zu einer umfassenden Analyse dieses aktuellen Wahnsinns bin ich gerade nicht aufgelegt.

Um eine schnellstmogliche Bearbeitung Ihre Ruckfragen gewahrleisten zu konnen, bitten wir Sie bei Ruckfragen immer Ihre Kundennummer 60952 und Belegnummer [3816712] anzugeben.

Ach, wie hübsch! So etwas wie einen Namen habe ich zwar nicht, aber immerhin schon eine Kunden- und eine Belegnummer.

Vielen Dank

Mit freundlichem Grub

Eberhard Schmidt

TMS Logistik GmbH

Der unfreiwillig geistreiche Vertipper „mit freundlichem Grub“ lässt psychologisch tief blicken. Offen bliebt allerdings, was ich hier begraben kann. :mrgreen:

Wichtige Anmerkung: Ich habe nicht recherchiert, ob es nicht vielleicht wirklich eine Firma „TMS Logistik GmbH“ gibt, deren Name hier von fragwürdigen Zeitgenossen für einen groß angelegten Angriff mit krimineller Spam missbraucht und in den Dreck gezogen wurde. Wenn das der Fall ist, kann ich die Mitarbeiter in dieser Firma nur bedauern, weil diese Mail sicherlich millionenfach mit geringen Abwandlungen auf den deutschen Sprachraum losgelassen wurde. Leider wird eine Strafanzeige gegen diese Verbrecher wenig fruchten.

Auf jeden Fall haben es die Spammer verstanden, eine vollständige Anschrift, eine Website und Telefonnummern der Firma anzugeben. Auch der Firmenname wirkt sehr plausibel – die Spammer lernen inzwischen, wie man seinen Betrug machen muss. Die Handelsregister-Nummer haben sie allerdings „vergessen“. Und die in der Spam angegebene Website führt im Moment nur auf eine Fehlermeldung des Webservers (klicken zum Vergrößern):

Die Fehlermeldung beim Aufruf der angegebenen Website von TMS-Logistik

Das kann darauf hindeuten, dass diese Sache für den Hosting-Provider etwas zu heikel wurde. Leider ist die Gefahr durch diesen Angriff noch lange nicht abgewendet, da gewiss in den nächsten Tagen die gleiche Masche noch einige weitere Male auf das deutschsprachige Internet losgelassen wird.

Sehr „gelungen“ und stilsicher ist übrigens auch die in der Mail enthaltene Werbung, welche Vorteile ich als „Kunde“ der Firma „TMS-Logistik“ habe.

Auf den Punkt gebracht – Ihre Vorteile als TMS Logistik Kunde

  • 14 Tage Ruckgaberecht fur originalverpackte Neuware
  • Beratung durch unsere Fachverkaufer
  • Transparente Preisgestaltung und Verfugbarkeitsanzeige
  • Rundumschutz durch optionales Servicepaket
  • Kostenfreie Parkplatze
  • Bequeme Zusendung durch uns oder DHL moglich
  • Kostenfreier 80-seitiger Gesamtkatalog – auch per Post nach Hause

Am schönsten daran finde ich im Zusammenhang dieser Spam die „kostenfreien Parkplätze“. 😆

Tolles Extra

Samstag, 24. März 2007

Wenn ich also dieses merkwürdige gerät bestelle, welches meine zahnbürste mit hilfe einer blauen LED angeblich steril macht, dann erhalte ich noch als beigabe die praktische oben abgebildete kotzhilfe. Ein tolles angebot!

Wenig feierliches Jubiläum

Samstag, 24. März 2007

10.064 Spam-Kommentare von Akismet automatisch vernichtetMein Blog Lumières dans la nuit hat heute den 10.000. Spam-Kommentar erhalten und dank Akismet ohne mein Zutun zur automatischen Löschung markiert. Dieses wenig feierliche Jubiläum ist mir Anlass genug, ein paar Worte über diesen alltäglichen Wahnsinn zu verlieren. Nur deshalb habe ich mich mit diesem „Jubiläums-Kommentar“ ein kleines bisschen beschäftigt und schreibe ein paar kleine Anmerkungen dazu.

Zunächst zum Inhalt: Dieser Kommentar wirbt für Viagra. Das ist eine Substanz, die für einige Männer mit krankhaftem Unvermögen zur Erektion gewiss ein Segen ist. Diese Männer dürften aber in der Regel kein großes Problem haben, an ihr Medikament zu kommen; sie bedürfen wohl kaum des Bezuges über Kanäle, die mit illegaler und krimineller Spam beworben werden. Wer sein Viagra über solche Kanäle beziehen muss, der benutzt das Medikament in Form einer „Lifestyle-Droge“, um mithilfe des Medikamentes gewissen Beschränkungen seiner Körperlichkeit zu entkommen. Was hier betrieben wird, ist Werbung für einen Drogenhandel.

Dann zum Ort: Als Ort für die Anpreisung dieses Drogenhandels wurde nicht etwa ein passender und vielversprechender Rahmen ausgewählt, sondern ein kleines Blog, das überwiegend mit kritischen Gedanken zum gegenwärtig über der Gesellschaft ablaufenden Prozess gefüllt wird. Es ist den kriminellen Spammern völlig gleichgültig, wo sie ihren kleinen, dreckigen Drogenhandel betreiben, und in dieser Gleichgültigkeit zeigt sich das ganze Maß ihrer Verachtung eines Internet, dass sie nur zum Zweck der Werbung für ihr kriminelles Angebot missbrauchen. Dass dieses Blog gut gegen so plumpe Werbung gesichert ist und dass deshalb mehr als 99 Prozent der Werbung gar nicht erst in Erscheinung treten, hindert diese Kriminellen leider auch nicht. Aber zum Glück hindert es ihre Taten an der Wirksamkeit.

Schließlich zur Form: Der Spam-Kommentar ist in Wirklichkeit in der Form eines „Trackback“ angekommen. An der IP-Adresse der Quelle kann ich erkennen, dass dieser Trackback mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von einem Blog, sondern von einem „normalen“ PC ausging, der wohl in Frankreich stand. Es ist so gut wie sicher, dass der Besitzer dieses PC nichts von diesem Trackback weiß. Er hat sich irgendwann einmal einen kleinen Trojaner eingefangen, und dieses in verbrecherischer Absicht geschriebene Stück Software hat den Rechner übernommen und zu einem Rechner anderer Leute gemacht, der jetzt zum Spammen benutzt wird. Viele Rechner sind auf diese Weise von Kriminellen übernommen worden.

Beinahe sämtliche Spamkommentare und der überwiegende Teil der heutigen Spammails gehen von solchen, durch Schadsoftware „gefügig gemachten“ Privat-PCs aus. Auch darin zeigt sich das ganze Maß der Verachtung, das Spammer für andere Menschen und ihren Besitz übrig haben – sie übernehmen einfach in krimineller Absicht die Ressourcen gewöhnlicher Menschen und spannen sie für ihre gierigen Zwecke ein.

Wenn die Computer-Anwender ein paar einfache Vorsichtsmaßnahmen beachten würden, würde Drogenhändlern, Pornoverkäufern und anderem lichtscheuen Gesindel das Leben viel schwerer gemacht. Wer wirklich mit einer unsicheren Software-Grundlage am Internet teilhaben will, sollte wenigstens nicht gedankenlos wie ein dressierter Hund auf alles klicken, was sich anklicken lässt, einen aktuellen Virenscanner mitlaufen lassen und einen Browser verwenden, der nicht ganz so angreifbar wie der unglücklicherweise sehr beliebte Internet-Explorer von Microsoft ist. Und diese einfachen Maßnahmen sind noch lange kein Grund, sich in Sicherheit zu wiegen. Jede Schwäche wird von der Spam-Kriminalität ausgenutzt, und so lange das leicht geht, lohnt sich die Spam-Kriminalität auch.

Wer nicht bereit ist, diesen kleinen Beitrag zum Schutz des Internet zu leisten, beteiligt sich in fahrlässiger Weise an kriminellen Machenschaften. Er hat seinen kleinen Anteil daran, dass Blogs harmloser Zeitgenossen, Foren und Gästebücher von Websites zu Umschlagplätzen für Drogen, Produktpiraterie, illegale Softwarekopien, Pornographie (auch in der widerlichen Form von Kinderpornos) und anderen wenig wünschenswerten „Gütern“ umgestaltet werden. Er hat auch einen Anteil daran, dass die dabei umgesetzten Gelder in eine mafiöse Schattenwirtschaft wandern, die ihre gesamte Verantwortungslosigkeit bereits in der Form ihrer Werbung und im Missbrauch der Rechner von einfachen Zeitgenossen unter Beweis stellt.

Wer unter den Lesern dieses Textes Vater oder Mutter ist, wäre bestimmt hoch alarmiert, sollte das eigene Kind in solche Machenschaften verstrickt sein. Aber gegenüber der eigenen Verstrickung, die von einem leblosen Computer ausgehen kann, herrscht eine entsetzliche Bewusstlosigkeit. Deshalb will ich es noch einmal auf die Spitze treiben: Wenn sie sich mit einem ungesicherten PC durch das Internet bewegen, können sie dabei zum kriminellen Drogenhändler werden.

Lassen sie es bitte niemals so weit kommen!

Die tägliche Spam, ob in den Kommentaren der Blogs oder im Postfach, sie ist eine nervtötende Plage. Für einige Unvorsichtige ist sie vielleicht auch der Einstieg in eine Medikamentenabhängigkeit (Valium ist ein viel beworbenes Medikament) oder in eine kriminelle Karriere als Geldwäscher (meistens als ein „Finanzmanager“-Job angeboten). Mit Spam ist nicht zu spaßen, sie ist hochgefährlich. Wäre sie völlig wirkungslos, so würde niemand Spam erhalten.

Versuchen sie bitte, ihren Rechner zu gut zu sichern, wie es ihnen möglich ist! Wenn sie überhaupt keine Vorstellung haben, wie das geht, informieren sie sich bitte darüber! Wenn sie nicht unbedingt Microsoft Windows für irgendeine ganz bestimmte Anwendung benötigen, verwenden sie bitte ein anderes Betriebssystem – wenigstens für ihre Internet-Nutzung! Wenn sie um die Benutzung von Microsoft Windows nicht herum kommen oder ihnen der persönliche Aufwand für einen Umstieg als zu hoch erscheint, denn verwenden sie wenigstens einen anderen Browser als den Internet-Explorer!

Jeder dieser kleinen Beiträge gegen die Spam-Kriminalität ist ein Beitrag dazu, dass das Internet ein Netzwerk von Computern bleibt, das Menschen zusammen bringt. In der Absicht der kriminellen Spammer soll das Internet zu einem Netzwerk werden, dass Opfer zu den Betrügern und Abzockern bringt. Wer nicht gerade zu diesen kriminellen Spammern gehört, kann das nicht wollen – und sollte alles in seiner Macht stehende dazu tun, dass eine solche Entwicklung verhindert wird.

Ende meiner Jubiläumsrede.

Die Allgegenwart der Werbung

Samstag, 24. März 2007

Dies ist eine Liste von Orten und Gegenständen, die für den Transport von Werbung verwendet werden. Es ist beinahe unmöglich, eine solche Liste vollständig zu machen, da die „Kreativität“ der Werber immer wieder neue, noch werbefreie Orte entdeckt, die dann mit dieser einseitigen und dummen Form der Kommunikation zugekleistert werden. Auch macht die tägliche Konfrontation mit diesem Wahnsinn so stumpf, dass man sich damit abfindet und die Wirklichkeit dieser Blickraumverseuchung nicht mehr wirklich zum Bewusstsein dringen lässt.

Die Reihenfolge in dieser Liste ist willkürlich und spiegelt den zähen Kampf meiner Assoziationen gegen die Bewusstlosigkeit und Stumpfheit wider.

  • Wände (mit Plakaten, Bemalung, Projektionen)
  • Autos (in der Hauptsache Taxis und gewerblich genutzte Fahrzeuge, aber immer häufiger auch auf privat genutzten Fahrzeugen)
  • Krankenwagen
  • Straßenbahnen
  • Busse
  • ausgelegte Fahrplan- und Anschlussinformationen
  • Fahrkarten
  • Pferdekutschen (besonders beliebt bei Brauereien)
  • Türen
  • Fenster
  • Der Himmel (Ballons mit Werbung, Werbezeppeline)
  • Straßenrand (zum Teil sehr aufdringlich mit wechselnden Inhalten, wobei mich die Unfallhäufung im Zusammenhang mit dieser aggressiven Form der Werbung wirklich interessieren würde)
  • Litfasssäulen
  • Sportler (jeder heutige „Profisportler“ ist in erster Linie eine rennende Litfasssäule und wird vor allem dafür bezahlt)
  • Bandenwerbung bei Sportereignissen
  • Fußballstadien (in letzter Zeit wurde durch Umbenennung bei vielen „Arenen“ der letzte Rest Lokalkolorit abgeschmirgelt)
  • Fahrgastraum von Bussen und Staßenbahnen (über den Fenstern und durch Einblendung in Informationssystemen)
  • Öffentliche Toiletten
  • Pinkelbecken (eingeklebte Werbung, manchmal akustische Werbung bei der Benutzung)
  • Innenraum von Toilettenkabinen
  • Wand über dem Pinkelbecken
  • Aschenbecher
  • Mülleimer
  • Bierdeckel
  • Gläser
  • Tassen und Untertassen
  • Teller
  • Sitzgelegenheiten in Parks und im innerstädtischen Bereich
  • „Gesponsorte“ Sozialarbeit
  • Zeitungen (in der Regel mehr als 50 Prozent Werbung)
  • Zeitschriften (in der Regel mehr als 50 Prozent Werbung)
  • Kalender
  • Uhren im öffentlichen Raum
  • Radioprogramm
  • Fernsehprogramm
  • Lautsprecherdurchsagen (etwa im Nahverkehr, in Kaufhäusern, in Aufzügen oder bei Veranstaltungen)
  • Informationsysteme des öffentlichen Nahverkehrs
  • Internetseiten
  • Software (vor allem in werbefinanzierten Spielen, aber auch häufig in erworbener Software wie Druckertreibern als Hinweis auf passende „Markenprodukte“ oder andere Software des gleichen Herstellers)
  • Mails
  • Flugblätter
  • Kleidungsstücke und Bettwäsche
  • Treppen (auf die Trittflächen oder Stufenabsätze geklebt)
  • Wege (aufgeklebt, aufgemalt oder projiziert)
  • Schilder an der Straße
  • Kassenbons
  • Eintrittskarten
  • Anlagen zu Rechnungen
  • Kontoauszüge (beinahe jede Bank nutzt diese Gelegenheit, um auf ihre tollen Angebote hinzuweisen)
  • Einblendungen für die Wartezeit am Geldautomaten
  • Postwurfsendungen
  • Möbel (einige Menschen zahlen sogar Geld für Möbel, die mit einer aufgedruckten Marke „verziert“ sind)
  • Getränkepackungen (seit einigen Monaten wird auch bei TetraPaks eine Fläche mit Werbung bedruckt)
  • Mousepads
  • Kugelschreiber und Bleistifte
  • Flaschenöffner
  • Feuerzeuge
  • Taschenbücher (sowohl mit Hinweisen auf andere Erscheinungen als auch Werbung für Kapitalanlagen)
  • Telefonanrufe
  • Telefonbücher
  • Servietten in Restaurants

Nach dem Überfliegen dieser mit Sicherheit unvollständigen Liste sollte sich jeder die Frage stellen, welche Räume noch ohne Werbung sind. Die Werber stellen sich diese Frage auch, und sie werden gewiss in den nächsten Jahren einige dieser Räume erobern, etwa die nachfolgend aufgelisteten.

  • Särge, Grabsteine und Grabtafeln (eine werbefinanzierte Bestattung kann für die neuen Armen als Alternative zum anonymen Verscharren angeboten werden)
  • Toilettenpapier
  • Münzen und Banknoten (im Moment ist dafür noch ein dickes Brett zu bohren, aber auch die Notenbanken haben Kosten, die sie gern reduzieren würden oder in Zukunft reduzieren müssen)
  • Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge
  • amtliche Bescheide
  • Werbeunterbrechungen in Telefongesprächen (der Preisdruck auf die Telefonanbieter wird gewiss schon bald solche Blüten treiben)
  • Zu Verkehrsschildern (im Stile von: der Ausbau dieser Straße wurde gesponsort von XXX)
  • Desktop des Computers (Microsoft hat so etwas schon mit Windows 98 und dem so genannten „Active Desktop“ versucht, war aber damals seiner Zeit „zu weit voraus“, so dass dieser Versuch noch scheiterte)
  • Beschallung öffentlicher Räume (das geschieht schon jetzt gelegentlich im Rahmen irgendwelcher Pseudoereignisse)
  • Sponsoring von Schulen, Kindergärten, Rathäusern, Altenheimen, Krankenhäusern und öffentlichen Büchereien
  • Bei Gottesdiensten und anderen religiösen Veranstaltungen
  • Gerichtssaal
  • Landtage
  • Bundestag

Einige der hier angedeuteten Möglichkeiten werden in einigen Jahren Alltag sein, darüber hinaus noch ein paar weitere, für die ich nicht genügend kranke Phantasie habe.

Der Aufwand, mit dem zurzeit Werbung betrieben wird, ist monströs. Er muss es auch sein, da mithilfe der Werbung eine große psychische Kraft im Individuum unten gehalten werden muss. Die meisten Menschen, die ehrlich zu sich selbst sind, werden unter „Selbstverwirklichung“ etwas deutlich anderes verstehen als die Reduktion des eigenen Selbstes auf das Dasein eines Konsumtrottels. Der Zweck der Werbung ist die Unterdrückung der Lust an der und am Ausleben der eigenen Persönlichkeit, das Ziel der Werbung ist kaufender Konformismus durch genormte, in gut behandelbare Zielgruppen passende Kunden. Jeder industriell produzierte Tinnef wird mit Hilfe der Werbung mit einer psychischen Kraft aufgeladen, die aus sehr persönlichen und gut unterdrückten Quellen stammt und über dieses Vehikel an den Kauftrottel gebracht – als Surrogat für ein wirkliches Leben.

Dem traurigen gesellschaftlichen Zerfall unter dem Diktat der totalen Verwirtschaftung ging ein ebenso trauriger persönlicher Zerfall der meisten Menschen voraus, der ebenfalls unter dem Banner der totalen Verwirtschaftung vonstatten ging. Kaum etwas könnte den deprimierenden, gegenwärtig über die Gesellschaften ablaufenden Prozess besser illustrieren als die Allgegenwart der Reklame.

Dr. Offensichtlich

Freitag, 23. März 2007

Viele großartige Forschungsergebnisse der jüngeren Zeit scheinen von einem gewissen Dr. Offensichtlich errungen zu werden. Zum Beispiel diese völlig unerwartete Erkenntnis aus einer Emnid-Umfrage, dass Fernsehzuschauer von der Unterbrechung der Sendungen durch Werbung „genervt“ sind:

Die Mehrheit der Fernsehzuschauer würde gern Filme und Shows sehen können, ohne dabei von Werbung unterbrochen zu werden.

Das größte Ärgernis für TV-Zuschauer sind Werbeeinblendungen auf dem Bildschirm, während ein Film oder eine Show noch läuft. Mehr als jeder Zweite fühlt sich davon gestört […]

Na, hätte das wirklich jemand gedacht? :mrgreen:

1&1 Internet AG – Ihre Rechnung

Freitag, 23. März 2007

Das ist ja sonderbar, dass mir 1&1 eine Rechnung schickt. Seit ich mit denen vor ein paar Jahren im völligen Unfrieden auseinander gegangen bin, erwarte ich von deren Seite gar nichts mehr. Mal lesen:

Sehr geehrter 1und1 Kunde,

im Rahmen der Mehrwertsteuererhöhung sind wir gesetzlich verpflichtet, alle Rechnungen anzupassen, die im Jahr 2006 erstellt wurden und deren Abrechnungszeiträume in das Jahr 2007 hineinreichen.

Sie erhalten daher in dieser E-Mail eine Anlage:

Aber klar! Ich erhalte ich in dieser Mail eine Anlage. Alles andere hätte mich auch erschüttert in meinem Glauben an eine dumme, kriminelle Spam mit angehängter Schadsoftware. Und wenn ich diese Anlage öffne, bin ich mir sicher, dass Ströme gütiger und barmherziger Bytes meinen Rechner übernehmen werden und ihn zu einem Rechner anderer Leute machen werden. Der wird denn ganz bestimmt für andere Leute Spam versenden oder ähnlich leidige Dinge tun.

Damit aber auch der letzte noch wie ein dressierter Hund auf den Anhang klickt, muss noch etwas Schockierendes in der Mail stehen. Zum Beispiel ein surreal hoher Rechnungsbetrag.

Wir verrechnen diese beiden Belege miteinander. Aus Gutschrift und aktualisierter Rechnung ergibt sich somit für Sie ein Differenzbetrag von:

- 211,22 EUR

Klar, dass kommt bei einer reinen MwSt-Anpassung raus. Um wieviele Prozentpunkte wurde die Märchensteuer noch einmal erhöht? Ah, um 3 Prozentpunkte. Und diese drei Prozentpunkte sind also nach nicht ganz drei Monaten zu 211 Euros angeschwollen. Das heißt also, wenn man es mal eben flüchtig im Kopfe überschlägt, dass der monatliche Rechnungsbetrag sich auf deutlich über 2000 Euro beläuft. Die Kunden mit diesen Verträgen möchte ich wirklich mal sehen. Eine Standleitung nach Hause und ein eignerer Server ist billiger. :mrgreen:

Aber es kommt noch feiner. Der dreiste Versuch wird noch gekrönt durch einen Sicherheitshinweis.

Unbekannte haben Millionen von E-Mails versendet, die sich als Rechnungen der 1&1 Internet AG tarnen. Diese E-Mails versuchen den Rechner des Empfängers mit einem Virus zu infizieren.

Ausschließlich solchen E-mails wie dieser können Sie vertrauen. Öffnen Sie keinesfalls in gefälschten E-Mails angehängten Dateien!

Klar doch, eine solche Mail mit absurden Zahlen ist das einzige, dem man trauen soll.

Sie erkennen die Echtheit Ihrer 1&1 E-Mail-Rechnung an folgenden Merkmalen:

- Sie erhalten echte Rechnungen immer als ZIP Dateien
- Sie finden immer diesen Sicherheitshinweis darin

Also, merkt es euch! Diese Mails sind nur echt, wenn sie eine Warnung vor anderen Mails enthalten. Und sie sind nur echt mit angehängtem Schadcode.

Übrigens hat der freie Mailclient Thunderbird diese Mail korrekt als einen Phishing-Versuch erkannt und entsprechend markiert. Der Anhang wird hier gar nicht erst zum Öffnen angeboten. Wer sich noch mit einem anderen Mailclient herumschlägt, sollte vielleicht mal über einen Wechsel nachdenken.

Aber davon einmal abgesehen: Diese ganze (hier nicht vollständig zitierte) Mail ist stilsicher geschrieben und kommt im fehlerfreien Deutsch daher. Die Phisher und Spammer lernen, wie man richtig betrügt. Wahrscheinlich werden sie wieder einigen Erfolg damit haben – sie haben ja auch schon Konten abgeräumt, ohne auch nur richtig Deutsch zu können.

Überflüssig zu erwähnen, dass die 1&1 Internet AG mit solchen Machenschaften wahrscheinlich nichts zu tun hat. So viel schlechtes ich über diese Jungs auch sagen könnte, kriminelle Trojanerschleudern sind sie nicht.

Dieser kriminelle Versuch ist übrigens auch eine Meldung auf heise online geworden.

Erschaffung der Realität

Freitag, 23. März 2007

Immer wieder lustig, was in Google-Ads so alles an unpassendster Stelle angeboten wird. Wenn jemand in einem MySpace-Blog eine Satire wie „die ganze Wahrheit über Tom“ liest, kann er dazu die folgende, in diesem Zusammenhang höchst realsatirische Einblendung sehen:

Erschaffung der Realität, Höheres Selbst

Klar doch. Ich wollte immer schon einmal einen Haufen Geld ausgeben, um mit nutzlosen, komsum-spirituellen Tipps die Realität zu „erschaffen“. Das beste daran: Die Realität ist schon da. (Diese Aussage ist durchaus spirituell zu verstehen…)

extrem reinige Oxide

Mittwoch, 21. März 2007

Es gibt ja immer wieder einmal eine Spam, bei der man sich fragt, wer dieses Angebot haben will. Nein, nicht Prozac und Viagra, sondern zum Beispiel so etwas wie das hier:

Das Herstellerwerk, das schon seit 15 Jahren auf dem chemischen Markt exestiert, bietet seinen Kunden folgende Erzeugnisse an:

- Titandioxid (Titanium dioxide) 99.999 5N […]

Genau die richtige Mail für jemanden, der morgens aufsteht und seinen Eimer Titandioxid zum Kaffee vermisst. Das scheint eine recht elitäre Zielgruppe zu sein, deshalb wird die Güte des gelieferten Stoffs auch in großer Ausführlichkeit in einer Tabelle angepriesen. Ausserdem erfährt man, dass es sich um ein weißes Pulver handelt.

Und damit der Empfänger auch weiß, dass die Zahlen nicht einfach ausgedacht sind:

Alle Erzeugnisse verfügen über Sertifikate den führenden Labors, Sertifikate des SGS Labor.

Das ist doch wirklich beruhigend. 😕

Aber offenbar sind sich die Spammer durch darüber im Klaren, dass nicht jeder sofort weiß, was er mit Titandioxid nun anfangen soll. Deshalb fügen sie noch ein paar Worte zu möglichen Einsatzbereichen an:

  • Faseroptikproduktion
  • Feinoptik und optische Geraetr
  • Elektronik (Plasmatafelproduktion)
  • Sonderchemi

Und auch die Lieferung von Titandioxid und anderen im Alltag eher ungewöhnlichen Substanzen scheint völlig gesichert zu sein:

Mögliche Lieferumfaenge pro Monat betragen von 350 bis 400 kg.
- extrem reinige und nanodispers Tantal-,Zirkonium- (hafniumfrei, Hafniumgehalt beträgt bis zu 0,05%), Magnesium-, Niob- und Hafniumoxide.
- Titantrihlorid TiCl3 (15% Lösung in Salzsäure).
- Hladon- Isobutan R 600 a (ozongefahrlos)

Da bestellt man doch gern schnell einen Zentner. Aber wer jetzt immer noch Fragen hat, kann sich an diesen Versandhandel ohne angegebene Website wenden, der es für nötig hält, mit krimineller Spam zu werben:

Nach Ihrer Anfrage schicken wir Ihnen gerne Sertifikate, Preisliste, Lieferumfaenge, sowie die Muster von unseren Erzeugnissen für Versuchzwecke.
Wir produzieren mehr als 40 Arten von Erzeugnissen, verfügen über ausgezeichnete wissenschaftliche Basis für Entwicklung von neuen Erzeugnissen und Technologien.

Heute bieten wir unseren Kunden einwandfreie technische Möglichkeit an, auf Grund von Ihren Anfrage neue Erzeugnisse zu entwickeln und Produktionsvolumen zu vergrößern.
Mehrere Informationen könnten Sie auf unsere Internet Seite gucken( die Adresse bekommen sie nach Ihre Anfrage).

Die einzigen Kontaktmöglichkeiten sind eine Mailadresse bei Hotmail und ein paar Telefonnummern mit russischer Vorwahl.

Wenigstens ist man sich darüber bewusst, dass nicht jeder Empfänger unter den paar Millionen Spam-Opfern etwas mit einem derart speziellen Angebot anfangen kann:

Bitte Entschuldigen Sie die Störung, wenn die in diesem Schreiben dargelegte Informationen für Sie kein Interesse erwecken haben.

Aber es war doch keine Störung, sondern eine höchst amüsante Lekture. Aber wenn mehr davon kommt, müsst ihr euch bald andere Telefonnummern suchen. 👿