Toll, da steht eine Nummer im Betreff. Nummern sind irre wichtig. Die sind so wichtig, dass man sie gar nicht versteht. Das muss eine ganz wichtige Mail sein. Die kommt sogar von jemanden, der sich seine Mailadressen…
An: gammelfleisch@tamagothi.de <gammelfleisch@tamagothi.de>
…ohne Rücksicht auf Verluste mit einem Skript im Web zusammensucht. Da wird die Mail gleich noch wichtiger, als sie durch die Nummer schon ist. 😉
Der Spammer geht davon aus, dass das HTML in seiner HTML-formatierten Spam so mies ist, dass es bei vielen Empfängern „zerschossen“ und unlesbar dargestellt wird. Ja, warum schreibt er dann nicht eine einfache Textmail?
5 ÜBERNACHTUNGEN SIND IHNEN GARANTIERT
Ganz einfach: Weil er in einer HTML-Spam auch mal ein Wort fett machen kann und glaubt, dass seine Spam dadurch gleich viel wichtiger und professioneller aussieht. Oder etwas anders formuliert: Weil er ein Blender ist. Und außerdem will er mir Übernachtungen anbieten. Aber nein, er will mir kein Bett verkaufen, sondern…
Diese E-Mail und der drin enthaltene Link sind die Garantie für die Reservierung des Vouchers für 5 kostenlose Übernachtungen für 2 Personen.
…einen Link auf einen Gutschein für fünf kostenlose Nächte im Hôtel au bordel minable. Kostenlos ist ja immer ein tolles Wort, das sich anhört, als koste etwas gar kein Geld. Da muss man nur auf einen Link in einer Spam klicken.
Sie wurden zu der 2. Auflage der Europäischen Studie über touristische Präferenzen (EStP) ausgewählt, in der 500 Hotel 5000 Doppelpakete für Unterkunft – je für 5 Tage – garantieren.
Das ist eine Studie, von der ich noch nie gehört habe. Gleich mal enten! Oh, ich bin schockiert! Der erste Treffer führt nicht etwa zu einer Website der Europäischen Union, sondern zu einem Text aus dem Jahr 2015, der vor einem Betrug mit angeblich kostenlosen Gutscheinen warnt, die dann doch Geld kosten. Das Geld für die Gutscheine wird als Vorleistung bezahlt, aber die Gutscheine kommen entweder gar nicht erst an oder erweisen sich als völlig wertlos. Natürlich das alles inklusive Datenstriptease vor Spammern, die einen Betrug durchführen. Wer dabei auch noch eine Handynummer angibt, kriegt zusätzlich auch noch betrügerische Abbuchungen über die Telefonrechnung. Wer keine Handynummer angibt, wird nur Opfer eines kriminellen Identitätsmissbrauchs.
Deshalb klickt man ja auch nicht in eine Spam. Woran man Spam erkennt? Daran, dass es eine völlig unverlangt von irgendwelchen Typen in das Postfach gemachte E-Mail ist. Und wenn schon in der ersten Zeile steht, dass man doch gleich eine „Web-Version“ der Mail lesen soll, braucht man gar nicht mehr weiterzulesen, sondern kann flink den Löschfinger bewegen und sich angenehmeren Dingen in diesem Internet zuwenden.
WIE HOLEN SIE DEN VOUCHER AB?
Nehmen Sie an der Studie teil und füllen Sie den einzigartigen, kurzen Fragebogen aus, die Sie für 5 Minuten in die Welt der Reisen versetzen wird. Auf diese Art und Weise liefern Sie uns Informationen über Ihre Vorlieben bezüglich Zeit und Ort Ihres Urlaubs und gemäß den Nutzungsbedingungen wird Ihnen ein Voucher zuerkannt, den Sie nach Ausfüllen des Fragebogens abholen können.
Da bin ich ja ganz heiß auf meinen „einzigartigen Fragebogen“, von dem ich in einer einzigartigen Spam erfahren habe:
Unten Ihr einzigartiger Link, der Sie zu der Willkommensseite und zum Fragebogen leitet:
Sie können auch auf diesen Button klicken:
Hier fehlt doch etwas… 😆
Es hat ja jeder das Recht, doof zu sein, aber dieser Spammer übertreibt ein bisschen. Mal in den Quelltext schauen. Ach, das sind Grafiken, die – mit einer eindeutigen Kennung als URI-Parameter – aus dem Web nachgeladen werden! Damit man auch ohne jeden Klick an den Spammer „zurückfunkt“, dass die Spam angekommen ist und gelesen wurde, auf dass die Mailadresse auch weiterhin mit der Spam solcher Halunken zugespachtelt werde. Genau wegen solcher „Spielereien“ mailender Fäkalmaden benutze ich eine Mailsoftware, die im Gegensatz zu den meisten Webmailern niemals externe Grafiken automatisch lädt. Ich mag nun mal keine gruseligen Leute aus Kriminalität und Reklame, die mich im Internet heimlich verfolgen.
MEHR ÜBER IHRE KOSTENLOSE ÜBERNACHTUNGEN
Unmittelbar nach Ausfüllen des Fragebogens werden Sie zum Adressformular weitergeleitet, über das Sie den Voucher bestellen können. Der Voucher wird per Post an die von Ihnen angegebene Adresse gesendet. Nach Erhalt des Voucher bleibt Ihnen noch übrig, ein Hotel aus unserem Hotelkatalog auszuwählen, die Reservierung vorzunehmen und zum Schluss, am Ankunfstag im Hotel den Voucher vorzulegen, um von den Übernachtungsgebühren befreit zu werden. Der Voucher ist 6 Monate gültig. Deren Anzahl ist allerdings begrenzt. Mehr Informationen finden Sie in Nutzungsbedingungen. Sponsor der Studie ist Eurorest Hotels.
Eine „Studie mit Sponsor“ nennt man im Rest der Welt ja Umfrage inklusive Erhebung persönlicher Daten durch irgendwelche Reklameheinis.
WIR ERFORSCHEN DIE WELT
Die Studie wird von OneTree Research im Auftrag von der führenden Gruppe der europäischen Hotels durchgeführt und zielt darauf ab, Informationen über touristische Vorlieben der Europäer zu sammeln. Ihre Antworten werden anonym behandelt und tragen zu der Erstellung eines allgemeinen Profils der einzelnen sozialen Gruppen in der EU unter Berücksichtigung der touristischen Präferenzen bei. Die Studie ist zeitlich begrenzt und wird gleichzeitig in mehreren EU-Ländern durchgeführt.
Wir spornen Sie dazu an, an der Studie jetzt teilzunehmen.
So so, ein „allgemeines Profil der einzelnen sozialen Gruppen in der EU“. Das einzige, zu dem ich mich beim Genuss derart hohltönender Phrasen angespornt fühle, ist der Druck auf die Entf-Taste.
Aber zum Abschluss erfahren wir auch noch, was das Wort „kostenlos“ bedeutet, und das war das tapfere Weiterlesen im tiefen Sumpf des spammigen Bullshits wert:
Für die Ausgabe und Zustellung des Vouchers per Post an die angegebene Adresse wird eine Ausgabegebühr (29,50 €) behoben. In jedem Hotel, das den Voucher annimmt, werden zusätzlich noch Pflichtverpflegungssätze erhoben, die nach der Ankunft im Hotel bezahlt werden müssen.
Hier werden „kostenlose“ Gutscheine für dreißig Euro verkauft… 😀
Hey, Spammer, ich habe auch einen Gutschein für dich:
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Wer da klickt, lasse alle Hoffnung fahren!
[…] so richtig teurem Papier gedruckt. Diese Spams kommen als Flut. Bitte nicht darauf hereinfallen. Es ist Betrug. Mit den gesparten dreißig Euro kann man Schöneres anfangen, als irgendwelchen Betrügerbanden […]