Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Und plötzlich ist ein Popup da…

Mittwoch, 20. Februar 2008, 1:14 Uhr

VORAB – Nur, um das völlig klar zu stellen, weil einige Menschen doch Probleme mit dem Lesen haben: Es geht hier nicht um Spam, sondern um eine legale Form der Werbung als Geschäftsmodell, dennoch dürften viele vom Auftreten dieser Werbung überrascht werden. Weil sie in höchst lästiger Weise auf der eigenen Website auftritt.

Reklame auf der eigenen Website durch einen Motigo-Counter: Herzlichen Glückwunsch, sie haben gewonnen…Ich wäre vielleicht niemals auf das Abgebot einer kostenlosen Statistik für Websites durch motigo webstats aufmerksam geworden, wenn ich nicht regelmäßig ein Blog lesen würde, das von der hier beschriebenen Form der Werbung betroffen war. Wie aus heiterem Himmel ging plötzlich ein Popup-Fenster mit so einer unsäglichen Reklame der Machart „Herzlichen Glückwunsch, sie haben gewonnen“ auf (Screenshot siehe auf der rechten Seite, zum Vergrößern anklicken), wenn man an irgendeine Stelle in das Blog klickte. Und. Damit man diese Reklame auch wirklich sicher zu Augen kriegte, wurde das Popup auch noch einmal beim Schließen des Browserfensters eingeblendet. Eine Werbung, die sich vor die gesamte Funktionalität eines Blogs stellt, die sich dazwischendrängelt, gleich ob man einen Link anklicken oder einen Kommentar verfassen möchte, eine solche Form der Werbung ist doch ziemlich aufdringlich und nervend. Ja, ich würde sogar sagen, dass eine solche Form der Werbung dazu führen kann, dass man einige Leser seines Blogs nachhaltig verscheucht.

Deshalb wunderte ich mich schon ein bisschen. Die Verwunderung wurde aber noch größer, als ich im Blog mitbekam, dass die Betreiberin dieses Blogs gar nichts davon wusste, dass sie irgendwo eine Popup-Werbung geschaltet hat. Sie war selbst ehrlich überrascht. (Und sie hat das Problem inzwischen behoben.)

Das Rätsel um den Ursprung dieser Blogvergällung klärte sich schnell auf. Es handelt sich um einen kostenlosen Zähler von motigo. Dieses Angebot ist ganz einfach zu verwenden. Wer einen solchen Zähler haben möchte, fügt über die Zwischenablage eine kurze JavaScript-Anweisung in die eigene Seite ein, die ein Skript von einem Server von motigo einfügt, dass denn in der eigenen Website läuft. Und genau dieses Skript sorgt dann irgendwann dafür, dass die äußerst lästigen Popups auftauchen – manchmal durchaus zur Überraschung dessen, der die Website betreibt.

Das ist insofern eine legale Form der Werbung, als dass in den Nutzungsbedingungen (diese sind Bestandteil des mit dem Anbieter geschlossenen Vertrages) darauf hingewiesen wird. Allerdings ist den emsigen Übersetzern der motigo-Website ausgerechnet an dieser Stelle nicht in den Sinn gekommen, dass ein solcher Text auch auf Deutsch zur Verfügung stehen sollte:

Some of the Products and Services are supported by advertising, enabling WMS to provide them to you at no cost. When you use these free services, you agree to allow WMS to display advertising, including third party advertising, through the Products and Services.

In Deutsch klänge dieser Part aus dem Punkt 1 der Bedingungen ungefähr so:

Einige der Produkte und Dienste werden durch Werbung getragen. Dies ermöglicht es WMS [Diese Abkürzung steht für die Firma, die motigo betreibt, meine Anmerkung], Ihnen diese Produkte kostenlos zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie diese kostenlosen Dienste verwenden, willigen Sie darin ein, dass WMS über diese Produkte und Dienste Werbung anzeigt, was sich auch auf Werbung dritter Parteien erstreckt.

Im weiteren Verlauf des Textes räumt sich WMS das Recht ein, jederzeit die Form, in der die Werbung eingeblendet wird, zu ändern, und zwar ohne dass der Benutzer darauf eigens hingewiesen wird. Natürlich sind die hier gegebenen Übelsetzungen und Erläuterungen von mir zur Dokumentation erstellt und veröffentlicht worden, sie sind nicht von WMS autorisiert und ersetzen nicht die englischsprachige Vereinbarung im juristischen Sinne. Sie sind eventuell nicht fehlerfrei und schon gar nicht juristisch „dicht“. (Das war die übliche Beschwörungsformel für die Göttin Justizia, deren Waagschalen sich unter der Last des Geldes besonders leicht senken.)

Wie eingangs schon gesagt, es handelt sich um eine völlig legale Form der Werbung, nicht um Spam. Niemand, der davon betroffen ist, sollte sich über das Ergebnis beklagen – die Vereinbarungen sind Bestandteil des Vertrages mit WMS. Wer sich nicht davon gestört fühlt, dass andere auf seiner Seite eine beliebige Form der Werbung – und sei sie auch störend und aufdringlich – machen können, sollte sich von der Erwähnung des Angebotes in diesem Blog nicht abhalten lassen.

Allerdings zeigt sich in der besonderen Darreichungsform dieser Werbung auch die gefühlte Nähe legaler Werbeformen zur Spam. Das beginnt bereits damit, dass eine Überrumpelung versucht wird, indem die Bedingungen für die Nutzung in englischer Sprache präsentiert werden, während ansonsten die gesamte Site und ihre Benutzerschnittstelle (so weit ich das als Nicht-Nutzer absehen kann) in deutsch gehalten ist. Dass viele der Interessierten an einem solchen Angebot die Tragweite dieses Textes gar nicht verstehen können, macht in diesem Zusammenhang durchaus den Eindruck, von Seiten WMS erwünscht und gewollt zu sein. Dementsprechend groß ist dann auch manchmal die Überraschung, wenn man plötzlich eine Website betreibt, die durch eine besonders garstige Werbeform ihre Leser und Nutzer vertreibt.

Ob die von WMS erbrachte Dienstleistung eine solche Einschränkung der Nutzbarkeit der eigenen Website rechtfertigt, kann ich nicht beurteilen, da ich kein Nutzer dieses Dienstes bin. Ich glaube aber, dass schon nach kurzer Zeit Sitebetrieb mit diesen leidigen Popups wesentlich weniger Besucher zu zählen sind. WMS würde ich nahe legen, eine weniger aufdringliche Form der Werbeeinblendung zu verwenden, um nicht viele der jetzigen Nutzer zu verlieren.

Generell kann ich nur eine Empfehlung aussprechen: Wer eine Website betreibt und Skripte anderer Anbieter dort einfügt, sollte sehr genau verstehen, welche Rechte sich diese Anbieter in den jeweiligen Nutzungsbedingungen einräumen und gründlich abwägen, ob das im Einzelfall tragbar ist. Mit der Verwendung solcher Dienste gibt man immer auch anderen Menschen und Firmen das Privileg, beliebigen Code auf der eigenen Website auszuführen. Das tatsächliche Nutzung dieses Privilegs kann überraschend und äußerst unerwünscht sein – ich persönlich würde tendenziell den vollständigen Verzicht auf solche Dienste empfehlen. So etwas wie eine Statistikfunktion lässt sich auch ohne derartige Verträge realisieren, bei einem müßigen Stündchen mit Google wird sich gewiss eine gute Lösung finden lassen.

Ach ja, und das noch: Wer solche Popups auf seiner Site hat und sie wieder loswerden möchte, kann einfach den eingefügten Code entfernen. Weitere Maßnahmen sind nicht erforderlich. Und. Die Site wurde nicht gehackt. Es wurde nur ein Vertrag eingegangen, bei dem man eventuell eine Überraschung erlebt… 😉

13 Kommentare für Und plötzlich ist ein Popup da…

  1. […] für die Website anbieten, Popups mitliefern – ob das Geschäftsmodell wohl aufgeht? […]

  2. Terrorist sagt:

    Hi,
    benutze schon seit einigen Jahren selbst den Zähler (anfangs war das noch Netstat) und ich denke ich habe noch eine alte werbefreie Version davon. Ist ja auch ein ganz nettes Tool für den Spaß zwischendurch. Für alle Blogger, die eben ihre Blogs auch selbst hosten, sollte man doch immer wieder erwähnen, dass die meisten es eben doch gerne gegenfinanziert hätten und dabei auf solche Dinge wie Layer und Pop-ups zurückgreifen müssen.

  3. Zu Terrorist:

    Dass man eine alte Version des Counters benutzt, ist nicht unbedingt ein Schutz, wie man an einigen recht alten Seiten sieht, die den Counter benutzen. Ich habe gestern auch eine Seite von 1999 gefunden, die seitdem mit dem Counter ausgestattet ist und nicht mehr verändert wurde, aber jetzt eben mit derartigen Popups und der beschriebenen Form der „Nervigkeit“ daher kommt.

    Dass ein Blogger Reklame schaltet, um seine Hostingkosten reinzuholen, ist noch einmal ein ganz anderes Thema, das nichts mit dieser Werbung zu tun hat. (Ich selbst würde niemals Werbung einblenden, sondern ziehe es vor, um Spenden zu bitten, aber das mag eine weltanschauliche Frage sein, über die man lange streiten kann. Jedenfalls habe ich meine Kosten bislang immer wieder reingekriegt.) Von dieser trickreich aufgedrängten und extrem nervigen Werbung hat der Blogger oder sonstige Sitebetreiber nichts, außer vielleicht die Vergraulung der Hälfte seiner Leserschaft (und damit eventuell sogar finanzielle Verluste, wenn er seine Kosten über Werbung reinholen will).

    Übrigens ist auch deine Site (also die angegebene, die übrigens recht lustig ist) nicht frei von Werbung, sondern mit einem recht lästigen Layer-Ad für einen SMS-Chat versehen. Wenn du den nicht selbst eingebaut hast, schau dir mal deine Seite ohne Adblocker an – vielleicht magst du dann auch auf einen anderen Counter ausweichen. Wenn du ihn aber selbst so gewollt hast, scheint es dir schon recht gleichgültig zu sein, dass Besucher deiner Site mit Elementen gequält werden, die sich einfach in den Weg stellen und dass der Datenumfang der eingeblendeten Werbung den der eigentlichen Information um etwa das Achtfache übersteigt. 😉

  4. dauni sagt:

    Mir wird noch hinterher schlecht, wenn ich lese, was sich da alles getan hat. Und ich habe, dank meines Popup-blockers nicht gemerkt. Grausam.Du sprichst das Problem genau an. Mein Englisch ist nicht so gut, dass ich alles verstehe. Und deshalb wohl etwas überklickt habe. solche Geschäftspraktiken sind vielleicht legal, aber nicht besonders fein.

  5. Terrorist sagt:

    Hi Nachtwächter,
    ja der Layer kommt von Layer-Ads und die Seite muss ja auch für neue Experimente und Ausrüstung stehen.
    Ich stimme dir sicherlich zu, wenn du sagst, dass viele Leute dadurch vergrault werden, allerdings wenn die Leute an gewissen Content wollen, dann müssen sie dafür eben auch etwas Aufwand betreiben. (Die Klickraten für dezente Bannereinblendungen sind ja wirklich bescheiden, weshalb auf solche Werbung eingegangen werden muss)

  6. […] Blogs verwenden keinen JavaScript-Code von Drittanbietern, und ich rate jedem Menschen mit gutem Grund davon ab, auf seiner Site irgendwelchen Unternehmen das Recht einzuräumen, beliebigen Code […]

  7. Reinhold Dießl sagt:

    Wer kann denn einem Laien wie mir eine detaillierte Anweisung geben, wie ich den täglich nervenden Schrott wieder los werde?
    Herzlichen Dank im Voraus

  8. cassiel sagt:

    2:Reinhold Dießl
    Irgendwie widerspricht sich in meiner Wahrnehmung diese unspezifische Frage mit einer detailierten Antwort. Ich kann jedem Laien nur empfehlen sich als solcher zu emanzipieren. Je mehr man sich selbst Mühe gibt in eine Materie einzuarbeiten und dann präzisere Fragen zu stellen, desto leichter können einem andere dann bei der Lösung dieser Fragen helfen.

  9. Reinhold Dießl sagt:

    Hallo Cassiel,
    Du kannst Dir garnicht vorstellen, wie unendlich hilfreich Deine Antwort für mich ist. Wenn es Dich noch nicht geben würde, müßte man Dich erfinden! Also nochmals auf diesem Wege meinen aufrichtigen Dank, verbunden mit dem Wunsch: WEITER SO !!!

  10. Na gut, denn will wenigstens ich es auf die Schnelle mal in „hilfreich“ versuchen.

    Diese Popups kommen, weil man einen kostenlosen Dienst in seine Website verbastelt hat, meistens ist es ein einfacher Counter mit ein paar Statistik-Funktionen. Um das einzubauen, bekam man einen kleinen Fetzen Code, der in die Website oder in das Blog eingefügt werden sollte. Und dieser Code ist dann auch für die Popups verantwortlich.

    Um die Popups loszuwerden, einfach diesen Code wieder entfernen. Wenn nicht klar ist, um welchen Codeschnippsel es sich handelt, einfach ein paar Versuche machen, bei dem man immer wieder einen anderen Code entfernt, bis die Plage aufhört.

    Wenn möglich, sollte man eigentlich niemals einem anderen Anbieter erlauben, Code innerhalb der eigenen Website auszuführen. Die machen das alle nicht aus lauter Gutmütigkeit, sondern um ein Geschäft damit zu machen. Ein Teil dieses Geschäftes kann das Einblenden unerwünschter und nerviger Werbung sein, aber das Geschäft kann auch subtiler sein, indem Profile der Website-Nutzer erstellt werden oder gar die zu Kommentaren abgegebenen Mailadressen gesammelt werden, um diese zu Werbezwecken zu verwenden. Letzteres ist zwar in Deutschland illegal, aber es bleibt technisch möglich – und niemand ist im Internet gezwungen, sein Geschäft mit deutschem Gerichtsstand zu betreiben.

    Wenn du dennoch eine Statistik brauchst, kannst du im Allgemeinen freie Programme verwenden, die dir eine Auswertung der Logdateien des Servers ermöglichen. Eine solche Auswertung ist um vieles besser als jedes JavaScript-Geraffel (das in vielen Browsern aus Sicherheitsgründen abgestellt wird) und gibt weder Daten noch die Möglichkeit zur Verhunzung der eignen Website in die Hände irgendwelcher Geschäftemacher.

  11. cassiel sagt:

    Ich hab mich geirrt: manche Laien sollten es besser bleiben und stattdessen ihre Wahrnehmung dessen was sie als „Scheiß“ empfinden und sich selbst als denkendes Wesen weiter abstumpfen. Das ist wesentlich einfacher als sich zu emanzipieren.

  12. Reinhold Dießl sagt:

    Zu Nachtwächter:
    Meinen besten Dank für die kurze, präzise und leicht zu verstehende Erklärung: die hat sicher nicht nur bei mir für mehr Klarheit gesorgt. Uns ist nicht nur ein Lichtlein, sondern ein ganzer Halogenstrahler aufgegangen.
    Zu Cassiel:
    Schon an Deiner Wortwahl kann man erkennen, was sich zwischen Deinen beiden Ohren befindet. Solche Teilnehmer eines Blogs braucht kein Mensch. Daher mein Rat: bewege Dich weiter Richtung Nirwana und beglücke die Wissenden!

  13. […] Dienstleistung einer schlichten Besucherzählung SEO-Spamlinks in die Blogs einbetten oder gar ein Blog mit penetranter und gewaltsamer Reklame vergällen. So etwas ist wohl in der Regel unerwünscht, und solchen meines Erachtens schäbigen […]

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