Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Der teure, verseuchte Firefox

Mittwoch, 4. Februar 2009, 1:26 Uhr

Nur am Rande betrifft es das Thema Spam, dass zurzeit ein angeblicher Download des beliebten Browsers „Firefox“ angeboten wird, der eine Fälschung ist. Hiermit ist natürlich nicht der offizielle Download von der Mozilla Foundation gemeint, sondern das Download-Angebot auf der Website software (strich) stream (punkt) de. [Warum ich eine solche Adresse nicht leicht benutzbar mache, sollte jedem einleuchten…]

Es ist nicht nur so, dass es bei diesem Download neben dem Firefox auch noch ein Trojaner mitgeliefert wird, der den Zugang zu verschiedenen Internetseiten – vor allem aus dem Bereich Verbraucherschutz – sperrt, ferner soll der Interessierte bei dieser Website auch persönliche Daten angeben und auf diese Weise einen Vertrag abschließen. Der nach Abschluss dieses Vertrages heruntergeladene Firefox soll stolze 35 Euro kosten. Eine ausgesprochen dreiste Nummer.

Auf der offiziellen Download-Seite gibt es weder mit dem Download verbundene Kosten noch eine Aufforderung, irgendwelche Daten preiszugeben. Der Firefox ist ein Open-Source-Projekt, das kostenlos und quelloffen jedem Nutzer zur Verfügung gestellt wird, daher wäre die Verbindung des Downloads mit solchen Angaben auch widersinnig. Der im Rahmen dieses „Vertrages“ – ob ein solcher, den unerfahrenen Nutzer überrumpelnder Vertrag Gültigkeit hat, ist eine Frage, die ich getrost Juristen überlasse – angebotene Dienst eines Downloads ist also nutzlos. Die zusätzliche, verdeckte Manipulation des Computers macht so klar, mit welcher Art von Menschen man es hier zu tun hat, dass ich mich jedes weiteren Wortes dazu enthalte.

Da dies nicht der letzte derartige Versuch sein wird, Menschen für eine überflüssige Dienstleistung Geld abzunehmen und ihre Computer mit Schadsoftware zu verseuchen, kann ich nur die folgenden Warnungen aussprechen:

  • Niemals persönliche Daten beim Download einer freien Software eingeben. Ein Anbieter, der so etwas fordert, wird keine freundlichen Absichten haben.
  • Immer beim Download freier Software ausfindig machen, was die offizielle Website des Projektes ist und den dort angebotenen Download-Links folgen.
  • Wer von dieser dreisten Nummer betroffen ist, sollte unbedingt Strafanzeige erstatten. Eingehende Rechnungen für die „Dienstleistung“ sollten auf keinen Fall bezahlt werden.
  • In jedem Fall ist bei der Benutzung des Internet das Gehirn einzuschalten.

Weitere Information gibt es beim Saarbreaker und bei der Dreckschleuder.

4 Kommentare für Der teure, verseuchte Firefox

  1. SimSaw sagt:

    Über diesen Vorfall bin ich empört! Open-Source-Projekte haben schließlich eine Lizenz, die sie doch vor solcher kommerzieller Nutzung schützen soll.

    Hoffentlich wird der Betreiber diese Webseite bald verhaftet. In Deutschland sind ja alle Besitzer einer .de-Domain bei DENIC auffindbar. Aber wenn so ein offensichtliches Verbrechen mit sämtlichen Verstößen gegen die GNU vorliegt, da frage ich mich doch, wieso die Webseite (laut DENIC) überhaupt noch existiert und nicht längst von der Polizei gesperrt ist. Sind die Behörden so langsam oder hat der Betreiber irgendwelche ihn schützende Ausreden? (Angebot Dritter?)

  2. Ich glaube, bei unserer irrsinnig „internetkompetenten“ Polizei und Justiz begreift niemand, was die GPL ist, was OS ist und nur die wenigstens haben überhaupt einen Schimmer davon, welche Form der Kriminalität im Netz wirklich läuft. Der mit Trojanern verseuchte Firefox ist nicht nur die übliche Abzocke in einer juristischen Grauzone, sondern Sabotage eines Computers, und die ist schon einmal strafbar. Es laufen ja schon ein paar Anzeigen – hoffentlich werden es mehr! – und es wäre sicherlich möglich, weiteren Schaden schnell zu verhindern, indem die Site irgendwie vom Netz genommen wird. Aber wenn unsere Polizei, Justiz oder Politik von Kriminalität im Netz redet, geht es eigentlich nur um „Raubkopien“, Terrorismus oder Pornografie mit Minderjährigen. Dies sind drei Dinge, mit denen ich bei meiner alltäglichen Nutzung des Netzes eigentlich niemals Berührung bekomme, und genau so geht es wohl der Mehrzahl der Menschen. Die ganze Abzock-, Malware-, Spam-, Vorschussbetrug- und Casinokriminalität findet hingegen gar keine Beachtung, und jeder Mensch kann bei der beiläufigen Benutzung wegen der millionenfachen Spam in Kommentaren, Mails, IMs, Foren, Twitter (ja!) und „Web 2.0″ mit Leichtigkeit zum Opfer werden. Der gesamte Apparat der Strafverfolgung, Justiz und Politik hat hier einfach jede Beziehung zur Wirklichkeit verloren, und es scheint mir, als sei das nicht nur in diesem Bereich der Fall.

    Ob hingegen die Firefox-Lizenz eine kommerzielle Nutzung verhindern soll, weiß ich nicht, da ich sie gar nicht so genau kenne. Die GPL würde es durchaus ermöglichen, GNU-Software zu verkaufen.

  3. thomas57 sagt:

    Auf der „Webseite“ wird neben einem sogenannten Firefox auch Software von Adobe und Windows angeboten.
    Bin gespannt wann da reagiert wird.
    Gruß aus dem Norden von
    Thomas

  4. Ich vermute mal, dass da niemals reagiert wird. Aber demnächst wird man es wieder als Riesenerfolg einer Rasterfahndungsmethode benennen, dass eine sechsstellige Anzahl Verfahren wegen Kinderpornographie eröffnet wurden, von denen alle bis auf ca. 20 wieder eingestellt werden. Ich könnte nur noch kotzen, wenn ich sehe, wie einerseits die Kriminalität im Netz zum Politikum gemacht wird, und wie andererseits die ganzen Unerfahrenen das draußen nicht einmal durch wirksame Strafverfolgung offenbarer Kriminalität geschützt werden. Unfassbar! Diese Site ist immer noch online, obwohl sie bei einem Provider in der BRD liegt und gewiss leicht zu schließen wäre.

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