Wir werden wohl niemals erfahren, was sich die Leute gedacht haben, die sich bei der Firma Schwartau diese tolle Produktbezeichnung für eine Konfitüre ausdachten. Dabei wäre es doch recht interessant und psychologisch wertvoll, da es einen Einblick in das kranke Denken eines Werbers geben könnte.
Wenn ich das Wort Samt höre, denke ich als Sprecher der deutschen Sprache eigentlich eher an einen flauschigen Stoff, der sich gut und weich anfasst. Ich habe aber wirklich, auch nach allen meinen Experimenten in der Anwendung diverser Drogen, noch nie daran gedacht, mir Samt in den Mund zu stecken oder zum Verzehr auf’s Brot zu legen. Tatsächlich läuft es mir bei dieser Vorstellung eher etwas gruselig den Rücken herunter – auf ein solches, samtenes Mundgefühl kann ich wirklich verzichten.
Die Werber bei Schwartau haben mit solchen Vorstellungen offenbar keine besonderen Probleme mehr, und so nennen sie ihren Brotaufstrich aus Zucker, Aromen und hoffentlich auch ein paar echten Früchtchen „Samt“. Ein gelungener Beitrag zur Neuverdrahtung der Gehirne.
Passend zur unpassenden Metapher des Produktnamens ist auch die Farbe des Glases. Bei einem Brotaufstrich, der seinen Käufer an Waldfrüchte erinnern soll, ist das gewählte, knallige Lila keineswegs in assoziativer Nähe zum versprochenen Inhalt.
Mal schauen, wie diese Idee bei den Konfitürenessern in Deutschland ankommt. Wenn sie einigermaßen erfolgreich ist, kriegen wir vielleicht demnächst auch „Leder“, „Baumwolle“, „Nylon“ und „Mikrofaser“ als Brotaufstrich – und zwar in den Geschmacksrichtungen Erdbeer, Zitrone, Pfirsich und Kiwi, die zugehörigen Gläser in den gut dazu passenden Farben „Erdbeerblau“, „Zitronenpink“, „Pfirsichschwarz“ und „Kiwiviolett“. Für so einen echten, koksgetriebenen Werber scheint jedenfalls keine Idee so geisteskrank, dass er sie nicht verwenden könnte.
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