Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Schlagwortarchiv „Presseausweis“

Spammt euch doch gegenseitig zu!

Dienstag, 12. Juli 2011

Oh, wer folgt denn jetzt schon wieder alles meinem Gezwitscher auf Twitter? Das ist ja ein „interessanter“ Nick, dieses presseausweis0 – und so ausbaufähig, weil man einfach beliebige weitere Zahlen an den Nick hängen kann, wenn mal wieder einer der Idioten-Accounts wegen der asozialen, stinkenden Spam gelöscht wurde:

Screenshot von presseausweis0 bei Twitter

Wenig zwitschern, viel folgen und hoffen, dass viel zurückgefolgt wird, damit auch möglichst viele Leute den Link sehen, der mit jedem kleinen Fiepser mittransportiert wird. Ein Link auf eine ganz tolle Website www (punkt) dein (strich) presseausweis (punkt) de, bei der man einen „Presseausweis“ kaufen kann…

Screenshot der bescheißerischen Website

…für nur rund 40 Euro und garantiert für jeden. Steht ja auch in der „Biografie“ drin:

Bestell deinen eigenen, echten Presseausweis […]

Das Bezahlen ist ja viel einfacher als echte journalistische Tätigkeit, und so ein Presseausweis verschafft seinem Besitzer ja viele Vorteile, die auf der tollen Website auch in den buntesten Farben geschildert werden. Man möchte fast glauben, dass der Verkäufer dieser tollen Ausweise – die übrigens allein deshalb keine Urkunden sind, weil darauf kein Aussteller angegeben ist, so dass diese so genannten „Presseausweise“ auf dem Niveau eines Scherzartikels liegen – schon einmal andere, ähnlich „rechtsgültige“ Dokumente verkauft hätte, die ebenfalls recht stilsicher waren. :mrgreen:

Ach, was rede ich! Und was bekomme ich für wirre Assoziationen, nur weil jemand Ausweise verkauft! Ich verlinke mal Markus Kompa, Rechtsanwalt, zu diesem Thema und zitiere kurz von dort – für alle, die einem Rechtslaien wie mir nicht glauben mögen:

Erstaunlicherweise lässt der Ausweis nicht erkennen, wer ihn ausgestellt hat, was für eine Urkunde nun einmal konstituierend ist. Damit ist dieser „Ausweis“ so echt wie die Detektiv-Ausweise von YPS.

Vierzig Euro für einen derartigen Scherzartikel sind dann doch ein bisschen happig. Aber wenn nicht ein gewisser… ähm… Beschiss dabei wäre, dann würde ja auch nicht das asoziale Werbemittel der Spam benötigt.

So weit zum einen.

Aber das ist noch nicht alles, denn Spammer sind ja nicht besonders wählerisch in ihrem Verlangen, andere Menschen mit Spam zu belästigen. Der Hinweis auf den Presseausweis ging ja an einen reitzrznepv3, und allein dieser Nick lässt ahnen, dass hier nicht gerade menschliche Mitteilungen transportiert werden. Und richtig, ein Blick in die Timeline macht diese Vermutung zur Gewissheit:

Screenshot der spammigen Timeline von reitzrznepv3

Niemanden folgen, von niemanden gefolgt werden, aber lauter @-Antworten an alle möglichen Twitter-Nutzer geben, immer mit dem gleichen Link.

Hier haben sich klar die Spammer untereinander zugespammt. Das ist zwar erfreulich, aber wenn die Spamseuche auf Twitter weiterhin immer schlimmer wird, dann steht zu befürchten, dass zukünftig ein Großteil der „Kommunikation“ über Twitter so aussehen wird. Damit es nicht so weit kommt, sollte sich jeder immer das bisschen Zeit nehmen, derartige Idioten als Spam zu melden, das gehr ganz bequem mit zwei Klicks.

Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Was bietet dieser zweite Spammer, dem da ein so genannter „Presseausweis“ angeboten wurde, eigentlich in seinen tollen Links an? Mal schauen:

Screenshot der betrügerischen Website Online Degrees Site

Aha, „akademische Grade“ übers Internet. Das passt ja ganz hervorragend zu den „Presseausweisen“, da haben sich genau die richtigen Experten gefunden. :mrgreen:

Spammt euch doch gegenseitig zu, ihr Idioten!