Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 6. August 2016

Hast Du mein Paket angenommen?

Samstag, 6. August 2016

Holla, fragen mich heute viele „Frauen“ in fast völlig gleichlautenden Spams danach, ob ich ihr Paket angenommen habe. Der arme Paketbote…

Hi!

Genau mein Name!

Ich bin Deine neue Nachbarin, ich hab mir die Tage ein paar nette Sachen im Internet bestellt. Ich habe gerade die Mail bekommen dass der Shop das Paket bei euch zugestellt hat.

Nun, wenn du wirklich eine derartige Mail bekommen hättest, dann wüsstest du von mir einen anderen Namen als „Hi“. Hast du aber nicht. Das ist nur eine Geschichte, mit der du Leute zum Rumklicken in einer Spam motivieren willst. Und damit das noch ein bisschen besser wirkt…

Magst Du mir das heute Abend rüberbringen? Da sind ein paar Erwachsenen-Spielzeuge mit drin

…spielst du asozialer und krimineller Spammer (der du gewiss keine Frau bist) die lebensfrohe Frau mit heiterem Spielzeug für Erwachsene zum wohligen Einführen in aufnahmebereite Leibespforten.

Naive Männer, denen von dieser Vorstellung das ganze Blut in den Schwellkörper fließt (und so im Hirne fehlt), sollen dann zum Klick auf einen Link motiviert werden, um mal zu sehen, wie so ein Paket ausgepackt wird (und sich dabei vorstellen, dass das ihre Nachbarin ist):

Hier mal n heisses Video wie ich meine letzte Bestellung auspacke:

http://www.server213.win/[ID entfernt]/

Natürlich ist das eine Wegwerfdomain.

Natürlich gibt es da auch kein Video.

Wenn ich die ID aus der URI entferne, gibts auch keine Weiterleitung zu irgendetwas heißem, sondern es geht zu einer Pimmelpillen-Apotheke:

$ lynx -mime_header http://www.server213.win/ | sed '/^\s*$/q'
HTTP/1.1 301 Moved Permanently
Date: Sat, 06 Aug 2016 10:11:42 GMT
Server: Apache/2.4.10 (Debian)
Location: http://www.offizieller-generikashop.com
Connection: close
Content-Length: 3
Content-Type: text/html; charset=UTF-8

$ _

Dabei handelt es sich um eine Website von Giftapothekern, über die ich mich schon im Januar dieses Jahres ein wenig ausgelassen habe.

Wer ein grundsätzliches Interesse an der „Diversifizierung“ von Online-Betrügerbanden hat¹, halte hier kurz fest, dass sich wieder einmal zeigt, dass der illegale und in Einzelfällen lebensgefährliche Handel mit gefälschten Medikamenten von der gleichen spammenden Bande vorangetrieben wird wie das Affiliate-Geschäft mit dem Dating-Betrug. Aber das habe ich ja schon vor ein paar Tagen mitgeteilt, wenn auch mit deutlich weniger Indizien.

So weit, so schlecht.

Um mal zu sehen, wo die Reise mit angehängter ID hingeht – Leute, die auf den Köder dieser Spam reingefallen sind, wollen ja gewiss keine Pimmelpillen kaufen, sondern ein erregendes Video sehen – habe ich mal ein paar Zeichen in der originalen ID aus der Spam verändert²:

$ lynx -mime_header http://www.server213.win/25_1h3Oy1a7un8t/ | sed '/^\s*$/q'
HTTP/1.1 301 Moved Permanently
Date: Sat, 06 Aug 2016 10:25:08 GMT
Server: Apache/2.4.10 (Debian)
Location: http://www.whats-xxx.com/
Connection: close
Content-Length: 52
Content-Type: text/html; charset=UTF-8

$ _

Die Domain whats (strich) xxx (punkt) com ist ganz frisch und unverbraucht…

$ whois whats-xxx.com | grep '^Creation'
Creation Date: 2016-06-30T13:23:00.00Z
$ _

…sie wurde gerade erst vor etwas mehr als einem Monat eingerichtet. Was einem dort anschaut, ist dann eine Vul… ähm… wieder einmal das schon aus dem letzten Jahr bekannte WhatsFuck-Design der Dating-Spammer. Nichts wurde daran verändert. Der schwarze Balken über den einladend präsentierten Leibespforten im Screenshot ist natürlich von mir, und ich gehe davon aus, dass dieses Foto von irgendwo aus dem Internet „mitgenommen“ wurde… die Frau tut mir leid. Das einzige, was sich geändert hat, ist die für den Beschiss verwendete Domain. Vermutlich stehen die zuvor von diesen Gangstern verwendeten Domains inzwischen auf jeder Blacklist dieser Welt.

Natürlich wurde auch diese neue Domain über einen Dienstleister aus dem sonnigen Panama anonym registriert.

Gruß
Deine Vivien-Maus

Nee, Vivi, wenn du wirklich meine „Nachbarin“ wärest, dann brauchten wir keinen Dating-Betrug, der von Affiliate-Lumpenkaufleuten vertrieben wird, sondern du könntest einfach zu mir rüberkommen. Ich treibe es aber nur im Schlamm…

¹Das ist eine gute Gelegenheit, mal meine treuen Mitleser im Niedersächsischen Landeskriminalamt zu grüßen! Ich wünsche euch von ganzem Herzen viel Erfolg! Wer das Ziel hat, Spammer dingfest zu machen, hat den gleichen Feind wie ich, und das überbrückt viele Differenzen…

²Wer sich über die Pipe auf sed wundert: Ich lösche damit alles, was nach der ersten Leerzeile kommt, so dass ich für das Zitat nur die Header habe. Ansonsten würde der komplette HTML-Quelltext einer eventuellen Webseite ausgegeben, der mich in diesem Kontext zunächst nicht interessiert.

Charmant und nettes Madchen wird auf eine Antwort von Ihnen warten!

Samstag, 6. August 2016

Oh, ich habe aber lange keinen Liebesbrief mehr bekommen…

Von: Ich mochte die andere Halfte zu finden. <bwallace (at) arksysinc (punkt) com>

Oh, du schreibst bestimmt Qualitätsdeutsch. Mal lesen:

Guten Abend.

Wir haben es gerade so 13:30 Uhr. Da sagt man in meinem Umfeld noch „Guten Morgen“. 😀

Wie geht es dir?

Ach, eigentlich ganz gut, ich spüre nur leichte Übelkeit wegen deiner Spam.

Wie ist deine Stimmung?

Noch ist sie gut.

Ich wollte dich besser erkennen.

Versuch es mal beim Augenarzt!

Ich suche den Mann online fur die langfristigen Beziehungen. Ich habe die erwachsenen Lebensauffassungen. Ich die einsame Frau, und ich habe keine Kinder.

Das finde ich schön, dass du deinen zukünftigen Gesponsen über Spam suchst. So wächst zusammen, was zusammen gehört: Dummheit und Kriminalität.

Ich bin Marina.

Ich bin Elias. Mein Name stimmt. Deiner nicht. Und du warst zu faul, mal meinen Namen nachzuschauen, bevor du mir deine Spam in das Postfach kötteltest.

Ich bin freundschaftlich und friedlich Madchen.

Du bist so freundschaftlich und friedlich wie eine kriminelle Bande, die mit Spam nach naiven Opfern für einen Vorschussbetrug sucht.

Ach, übrigens Marinchen: Frag doch mal das nächste achtjährige Hackkind, wie man diese Umlaute in eine Mail kriegt! Es ist wirklich nicht so schwierig. Ach, wenn du dir Mühe geben wolltest, würdest du ja nicht spammen, sondern könntest gleich arbeiten gehen? Nun, so hört sich deine von irgendeiner Software aus dem Russischen ins Deutsche übersetzte Spam auch an, wenn man sie laut liest.

Ich glaube, dass Sie nicht der vulgare Person.

Mein Kommentar zu dieser Aussage ist aus Jugendschutzgründen zensiert… :mrgreen:

Und Sie wirst die nackten Foto nicht erbitten.

Nee, ich nehme nur Fotos von nackten Menschen.

Ich denke, dass Sie der ehrliche Person.

Interessant, was für eine Tätigkeit du als „Denken“ bezeichnest. :mrgreen:

Wenn Sie unsere Bekanntschaft unterstutzen wirst,
so werde ich Ihnen ausfuhrlicher von mir erzahlen.

Oh, toll: Wenn man dir antwortet, gibt es noch mehr Lügen. Für alle, die gar nicht genug davon kriegen können. Und damit du deine Lügen auch schön opfergerecht erzählst, auf dass Geld für allerlei Dinge lockergemacht und über Western Union an dich und deine Bande überwiesen werde, möchtest du erstmal etwas über dein Opfer wissen:

Mir ware es wunschenswert, dass du ausfuhrlicher von dir auch erzahlt hast. Wie heissen Sie? Wo kommst du her? Was ist Ihr Alter? Ich will Ihre Foto sehen. Bitte, sende mir Ihre Foto.

Echt jetzt: Du weißt gar nix von mir, aber willst mit mir „die langfristigen Beziehungen“ haben.

Na gut, ein nichtnacktes Foto von mir sollst du gern haben. 😀

Ich werde Ihre Antwort mit Ungeduld warten. Deine neue Freundin Marina.

Wenn du meine Freundin bist, dann gruselts mir erst so richtig vor meinen richtigen Feinden:mrgreen:

Oh, da hängen ja auch noch zwei Fotos an der Spam:

Erstes angehängtes Foto

Zweites angehängtes Foto

So eine entzückend anzuschauende Frau und doch so herzzerreißend ledig, dass sie Verzweiflungsspams schickt! Das ist kaum zu glauben… am besten, man glaubt es auch einfach nicht. Die beiden Fotos wurden irgendwo im Internet mitgenommen, und die dort abgebildete Frau, deren Anblick jetzt als Köder für Kriminelle dient, tut mir leid.

Wer irgendwelche Social-Media-Dienste mit persönlichen Fotos flutet, sollte ruhig mal darüber nachdenken, wo diese Fotos wieder „herauskommen“ können. Ich glaube, dass solche „Zweitverwertungen“ durch Betrügerbanden von niemanden gewünscht sein können, der seine Sinne noch beieinander hat.