Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 10. Juli 2016

GEHEIM

Sonntag, 10. Juli 2016

Genau, deshalb hast du die Mail ja auch nicht verschlüsselt, weil es eine ganz geheime Geheimmail ist! :mrgreen:

Mein lieber Freund,

Genau mein Name!

Ich mцchte mich erstmals gerne vorstellen. Mein Name ist Herr Rodrнguez Ortega die persцnliche Investment Berater und Vermцgensverwalterin meines verstorbenen Mandanten, der ihre familienname tragt. Er war als privater Geschдftsmann im internationalen Bereich tдtig. Im Jahr 2008 starb mein Mandant an einen schweren Herzinfarkt. Mein Mandant war ledig und kinderlos.

Und toll, du hast auch einen Namen! Und was für einen Namen! Da sind gleich zwei Alfabete auf einmal drin. Doppelt hält besser. Vielleicht – so scheinst du dir zu denken – merke ich dann nicht, dass der Familienname deiner praktischen Leiche mit dem „schweren Herzinfarkt“ gar nicht genannt wird – denn wenn du meinen Namen kenntest, dann hättest du mich auch nicht mit „mein lieber Freund“ angesprochen… 😀

Er hinterlieЯ ein Vermцgen im Wert von Ђ10.500.000 (Zehn Millionen fьnfhunderttausend Euro), das sich in einer Bank in Spanien befindet. Die Bank lieЯ mir zukommen, dass ich einen Erbberechtigen, Begьnstigten vorstellen muss.

Boah, zehn Millionen Øre. Das sind zwanzigtausend von diesen lila Lappen, die demnächst in der EU abgeschafft werden sollen. Und dann ist weder das Geld für einen richtigen Dolmetscher übrig, noch für jemanden, der sich mit E-Mail so gut auskennt, dass er die richtige Codepage für die Zeichencodierung verwendet. (Ich verstehe eh nicht, warum nicht einfach UTF-8 genommen wird. Vermutlich sind die meisten Spamskripten noch aus einer sonst nur archäologisch erschlossenen Frühphase des Internets, in der es tatsächlich eine nennenswerte Anzahl von Computern gab, die nicht mit Unicode klarkamen. Dieses Problem besteht seit mindestens einem Jahrzehnt nicht mehr. Dass der Spammer mal einen Testlauf macht, bevor er seine durch derartige Fehler komplett unglaubwürdig gewordene Drecksspam auf das richtige Internet loslässt, wäre natürlich auch zuviel der Mühe. Wer sich mit dem, was er tut, Mühe geben will, wird ja nicht zum Spammer.)

Nach mehreren Recherchen erhielt ich keine weiteren hilfreichen Informationen, ьber die Verwandten meines verstorbenen Mandanten. Aus diesem Grund schrieb ich Sie an, da Sie den gleichen Nachnamen haben. Ich benцtige Ihre Zustimmung und Ihre Kooperation um Sie als den Begьnstigten vorzustellen. Alle meine Bemьhungen Verwandte meines verstorbenen Mandanten zu finden, waren erfolglos. Infolgedessen wьrde ich vorschlagen das Vermцgen aufzuteilen, Sie erhalten 45% Prozent des Anteils und 45% Prozent wьrde mir dann zustehen. 10% Prozent werden an Gemeinnьtzige Organisationen gespendet.

Aha, du hast also recherchiert. Aber wie ich heiße, hast du dabei nicht rausbekommen. Das musst du gleich zweimal sagen, weil du deinen Text aus anderen Texten zusammengefummelt hast, deren Sprache du so gut wie gar nicht verstehst. Und jetzt machen wir halbe-halbe, wenn wir gemeinsam einen Betrug durchziehen.

Natürlich existiert das Geld nicht. Diese Spam soll nur einen Vorschussbetrug einleiten, und wer darauf reinfällt, darf eine Vorleistung nach der anderen über Western Union und vergleichbare anonymisierende Dienste an den Spammer senden – der zwar mit Millionenbeträgen jongliert, aber offenbar keine Bankkonten benutzt.

Alle notwendigen Dokumente beinhalten sinngemдЯ auch das Ursprungszeugnis, um demnach Fragen von der zustдndigen Bank zu vermeiden. Die beantragten Dokumente, die Sie fьr das Verfahren benцtigen, sind legal und beglaubigt. Das Vermцgen enthдlt kein kriminellen Ursprung. Das Verfahren wird einwandfrei ohne Komplikationen erfolgen, die Geldьberweisung wird rechts gemдЯ abgeschlossen. Alles was ich von Ihnen benцtige ist Ihr Vertrauen und eine gute Zusammenarbeit.

So so, ein Ursprungszeugnis

Ist schon dumm, wenn man seine Texte vom Computer übersetzen lässt.

Kontaktieren Sie mich bitte unter der privaten Fax: 00 34 917 692 xxx, oder meine private E-Mail rod (punkt) ortega (at) consultant (punkt) com .Die geplante Transaktion wird durch legale Rechtsmitteln fьr Ihren rechtlichen Schutz gefьhrt.

Bitte nicht davon irritieren lassen, dass der Absender der Spam gefälscht ist! Ist alles legal. Mit Schutz. Einwandfrei. Komplikationslos. Und überhaupt nicht kriminell. :mrgreen:

Mit freundlichen Grussen
Dipl.finanzfachanwalt
Abogado Rodrнguez Ortega

Mit spammigen Grüßen vom Vorschussbetrugsspammer.

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Sonntag, 10. Juli 2016

Will ich es mal so sagen: Diese Mail wurde aus dem Netzwerk einer Universität in Kolumbien versendet und sie hat niemals einen Server von Google auch nur gesehen. Vermutlich ging sie von einem Uni-Rechner ab, der mit Schadsoftware infiziert war¹.

Dear Google User,

Das ist mal wieder genau mein Name!

You have been selected as a winner for using Google services.

Und ja, ich habe sogar schon einmal Dienste von Google benutzt. Woher weiß der Spammer das nur? :mrgreen:

Find attached email with more details.

Moment mal, das ist doch schon eine Mail. Und da hängt jetzt eine Mail dran, in der dann drinsteht, was in der Mail nicht drinsteht?

Aha, da ist tatsächlich ein Anhang. Es handelt sich nicht um ein PDF, wie ich das sonst gewohnt bin, sondern um eine JPEG-Grafik mit einer stolzen Dateigröße von 744 KiB, die durch die Base64-Codierung für den Mailversand auf fast ein ganzes GiB Stopfmasse für das Postfach aufgemoppelt wurde. Das sind eine Menge Daten. Diese Daten sehen übrigens auch aus, und zwar so:

Au weia, was schmerzen mir die Augen! So sieht die angehängte Grafik mit der 'Gewinnmitteilung' aus.

[Der ätzrote Schriftzug „SPAM!“ ist natürlich von mir, denn ich werde nicht gern zum Bildhoster für Spammer]

Ich glaube, es ist nicht weiter schwierig, durch bloßes Hinschauen festzustellen, dass es sich hier nicht um ein Dokument von Google handelt. Selbst typografische Grobschmecker, die nicht schon vom Layout des „offiziellen Briefes“ einen schmerzhaften Lachkrampf bekommen, müssen bemerken, dass es nicht das aktuelle Google-Logo ist, was hier im „Briefkopf“ verwendet wird – und dass dieses veraltete Logo auch noch so unvorteilhaft skaliert wurde, dass die ursprünglichen Proportionen verlorengingen. Ein so mies skaliertes Logo habe ich zum letzten Mal vor fast drei Jahren in einer sehr dummen Phishing-Mail gesehen.

Congratulations,

Matt Brittin.
CEO Google UK.

Ja ja, schon klar, du bist Google, Spammer! Erzähl das mal einem Psychiater! :mrgreen:

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Schon peinlich, wenn man den Text aus einer anderen Mail übernimmt, aber den Link auf die Nutzungsbedingungen und die Datenschutzerklärung nicht mitübernimmt.

¹Natürlich habe ich meine Mail mit der Meldung schon geschrieben. Aber ich kann kein Spanisch, und ich habe eher schlechte Erfahrungen damit gemacht, in spanischsprachige Länder auf Englisch zu schreiben. Wer schon eine Weltsprache spricht, hat offenbar eine eher gebremste Motivation, zusätzlich eine weitere Sprache zu erlernen… ich kann es fast verstehen.