Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 10. Februar 2014

Sparkasse Online-Konto aktualisieren

Montag, 10. Februar 2014

Heute scheint für die Spammer der Tag des Fett-Setzens zu sein. Diese Mail behauptet, von „Sparkasse-Deutschland“ zu kommen, und diese seltsame Sparkasse benutzt als (gefälschte) Absenderadresse sjlmg (at) mongol (punkt) net. Wenn man schon die Absenderadresse fälscht, könnte man es ja wenigstens überzeugend machen – aber warum sollte sich ein Spammer auch Mühe geben?!

Sehr geehrter Kunde,

Ich habe keine Ahnung, wie du heißt…

wir möchten Sie darauf hinweisen, dass der Zugang zu Ihrem Online-Konto in Kurze abläuft.

…aber ich möchte dir mitteilen, dass das Verfallsdatum für dein Konto ohne angegebene Kontonummer abgelaufen ist.

Um dieses weiterhin nützen zu können, bitten wir Sie Ihre Daten bei folgendem Link zu bestätigen:

Sparkasse Online-Konto aktualisieren

Damit du namenloser Kunde bei einem bislang völlig unbekannten Kreditinstitut dein Konto ohne Kontonummer weiterhin benutzen kannst, musst du deinem bislang völlig unbekannten Kreditinstitut auf einer „liebevoll“ im Sparkassen-Design gehaltenen Seite nur…

Screenshot der Phishing-Seite

…genug Daten angeben, die jede Bank, mit der du es zu tun hast, bereits kennt. Warum du das tun sollst? Tja… ähm… um sie zu „bestätigen“. Wozu? Ach ja, wegen des Verfallsdatums des Zugangs, das erreicht wurde.

Die damit preisgegebene Identität werde ich für allerhand kriminelle „Geschäfte“ missbrauchen.

Anschließend wir Ihr Online-Konto automatisch wiederhergestellt und Sie werden von einem unserer Mitarbeiter kontaktiert.

Nach deiner gehorsamen und leichtgläubigen Datennacktmacherei vor mir gibts dann noch einen Anruf, um dir die weiteren Zugangsdaten für eine „technische Überprüfung“ rauszuleiern, damit ich dir schon vor dem Identitätsmissbrauch das Konto leerräumen kann. Deshalb sollst du ja auch die Telefonnummer angeben.

Beim Online-Banking haben Sie per Klick alles im Griff.

Mit dem komfortablen Online-Banking haben Sie schnellen und problemlosen Zugang zu Ihrem Girokonto. Bequem können Sie Überweisungen und Daueraufträge per Mausklick erledigen.

Das Online-Banking bietet aber noch viel mehr:

DIE VORTEILE AUF EINEM BLICK:

– Kontozugang rund um die Uhr
– Schneller Zugriff aufs Girokonto
– Online-Banking bequem vom Handy oder PC aus
– Flexibel in jedem Winkel der Welt
– Übersichtliche Kontoführung
– Hohe Sicherheitsstandards
– Kombinierbar mit Telefon-Banking

Um etwas Inhalt zu simulieren, erkläre ich dir, der du „Online-Banking“ schon so lange verwendest, dass dein Zugang übers Verfallsdatum gekommen ist, noch einmal in einem Reklamekurztext, was dieses ominöse „Online-Banking“ überhaupt ist.

Wir freuen uns sehr Sie weiterhin als unseren Online Konto Kunden [sic! Mit Deppen Leer Zeichen.] begrüßen zu dürfen!

Und jetzt noch mal ein bisschen simulierte Höflichkeit.

Mit freundlichen Grüßen,

Und noch mehr simulierte Höflichkeit.

Ihr Sparkasse Kundenservice

Und zum Schluss noch einmal die Behauptung, die Spam käme von irgendeiner Sparkasse. Diese Sparkasse hat kein Telefon, keine Website, keine E-Mail-Adresse, keine Geschäftsstelle, nix. Und wenn du Post von dieser Sparkasse bekommst, steht da niemals ein Name und eine Kontaktmöglichkeit eines Ansprechpartners drunter.

Also… wenn das jetzt nicht total überzeugend ist! :mrgreen:

Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Montag, 10. Februar 2014

Spammer's Hall of Shame: digitalbackup.info

In die „Hall of Shame“ kommen nur die ganz Harten. Oder die ganz Weichen. Die, bei denen sich der mutige Einsatz von Technik und das Streben nach gestalterischer Exzellenz mit unfassbarer Stümperei paart. Die, bei denen die Worte erst einmal Luft holen müssen, ehe sie das Gesehene beschreiben können. Wenn du hier landen willst, Spammer, denn musst du schon ein echtes Naturtalent der Lobotomie sein…

Diese HTML-formatierte Spam ging vor ein paar Stunden direkt in mein Honigtöpfchen und sie ist die erste dieser Gattung, die bei mir angekommen ist: Es ist nämlich die erste mir vor Augen kommende Spam, in der Kriminelle auf den „Cloud“-Zug aufspringen¹ – folgende Spamwellen mit dieser Masche werden vermutlich wesentlich besser sein, sowohl in technischer Hinsicht als auch in ihren Formulierungen.

Ein kluger Kopf hat einmal gesagt: „Eine Festplatte ist viel zu unsicher, um ihr Daten anzuvertrauen.“ Auch wenn sich seitdem bei den Speichermedien viel verbessert hat, wer hat noch nie davon gehört oder es – schlimmstenfalls – selbst erlebt; die Daten sind weg. Gründe dafür gibt es viele, die wichtigsten

  • Computer oder Festplatte defekt (auch Ihr Smartphone und Ihr Tablet PC sind übrigens Computer, oder haben Sie dort keine Daten?)
  • Gerät gestohlen
  • Gerät verloren
  • Versehentlich gelöscht

Sie können auf www (punkt) digitalbackup (punkt) info weiterlesen!
[Die Domain habe ich umgeschrieben, um sie nicht allzuleicht direkt nutzbar zu machen]

Ein kluger Kopf, dessen Name mir leider entfallen ist, hat einmal gesagt: „Es ist wichtig, dass deine Buchstaben fetter sind als die Buchstaben in normaler Mail“. Deshalb schreibe ich HTML-formatierte Spams und setze den gesamten Text fett. Ich kenne dich nicht, und ich sage dir in fetten Buchstaben, dass deine Festplatte unsicher ist und dass alle deine Daten gefährdet sind. Wenn du schon einmal das Wort Backup gehört hast, aber Angst davor hast, weil das so ein Fremdwort ist, dann biete ich dir ein ganz bequemes Datensichern bei mir an. Ich bin übrigens Spammer, falls du es noch nicht an meiner Spam bemerkt hast.

Ein anderer kluger Kopf, der mir mal erzählt, wie ich in eine HTML-Mail einen Link reinfummele, ist mir leider noch nicht übern Weg gelaufen, deshalb musst du die vorgestern erst anonym eingerichtete Domain meiner tollen, betrügerischen Website über die Zwischenablage in die Adressleiste kopieren. Ich hoffe, dass du mir, der ich zu doof bin, HTML zu tippen, sofort die technische Kompetenz zutraust, deine Backups übernehmen zu können.

Mit hohlem Kopf und ohne Gruß

Dein hirnloser Spammer mit der neuen Masche

¹Ich habe auch eine marginale Meinung zur „Cloud“, die ich zu diesem Anlass nur zu gern in einer Fußnote loswerde, damit sie überlesen wird. Mit dem nicht technischen, sondern von Werbern erfundenen Wort „Cloud“ wird eine aus Anwendersicht transparent implementierte, verantwortungslose Datenspeicherung bei anderen, zentral organisierten Anbietern bezeichnet. „Cloud“ bedeutet: Der Nutzer weiß nicht, wo seine Daten sind und hat die Hoheit darüber an jemanden anders abgegeben. „Cloud“ ist als externe Datenspeicherung das exakte Gegenteil von Datenschutz. „Cloud“ ist als eine externe Datenspeicherung das exakte Gegenteil von Privatsphäre. „Cloud“ ist als zusätzliche Komplexität im privat oder geschäftlich genutzten Computer das Gegenteil von Sicherheit. Und im Zeitalter der preiswerten Speichersticks und riesigen Festplatten und in einer Zeit, in der über USB angeschlossene Geräte mit beeindruckender Geschwindigkeit Daten übertragen können, ist „Cloud“ ungefähr so hübsch und hilfreich wie ein Kropf. Einmal ganz davon abgesehen, dass USB auch ohne Internet und die damit verbundenen Probleme funktioniert. Davon, was die Datenschutz-Versprechungen auch renommierter gewinnorientierter Unternehmungen im Alltag wert sind, kann sich jede und jeder hier auf Unser täglich Spam einen kleinen, unvollständigen Eindruck abholen, und zurzeit kommt alle paar Tage ein neuer Eintrag in diese Liste. Angesichts dieser Liste ist es nicht nur überflüssig, ein unnötiges Sicherheitsrisiko und eine freiwillig installierte und unbemerkt benutzbare Überwachungsschnittstelle auf dem eigenen Computer einzurichten, weil man auf die „Cloud“-Reklame hereingefallen ist, sondern es ist auch ausgesprochen dumm, auf diese Reklame reinzufallen. Diese Dummheit kann bei der ersten überzeugend vorgetragenen Betrugsmasche nach einem Datenleck auch sehr teuer werden. Wer nicht dumm ist, wird alles dafür tun, zentrale (und damit für Kriminelle und Überwacher wegen des lohnenden Angriffspunktes attraktive) Datenspeicherung so gering wie nur möglich zu halten. Wer nicht dumm ist, wird aber schon auch aus Erfahrung wissen, dass die Wirklichkeit in der Regel das genaue Gegenteil dessen ist, was ihm in der Reklame – auch in der Schleichwerbung durch Presseerklärungen, die als „Inhalt“ der Qualitätsjournalisten herhalten – von professionellen Lügnern (umgangsprachlich am zutreffendesten als „Arschlöcher“ bezeichnet) erzählt wird. Ende der Fußnote, die ich genau so umsonst geschrieben habe, wie ich in der unmittelbaren menschlichen Kommuniaktion gegen Wände spreche. Wände aus Beton. Vor den Köpfen anderer Menschen. Die es sich zur Haltung gemacht haben, eher einem verlogenen Arschloch von Werber zu glauben als einem Menschen mit etwas fachlichem Wissen. Das Hirn ist eine tolle Sache, vor allem, wenn mans auch nutzt.