Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 8. November 2011

#Pfuirrero, dein Überraschungsei!

Dienstag, 8. November 2011

Gibt es eine Möglichkeit, Menschen für die Zumutung der Reklame sogar noch bezahlen zu lassen? Ja. Ferrero, Hersteller von allerlei „Extraportionen Milch“ und sonstigen zahnbrechenden Ideen, hat eine Möglichkeit gefunden. So sehen zurzeit die Inhalte einiger Überraschungseier aus, die natürlich trotzdem zum üblichen Preis verkauft werden:

Der Cayenne. Der Alleskönner. Ob Sonnenschein, Regen oder Schnee - der Cayenne ist ein Alleskönner für jeden Untergrund. Und er nimmt dabei bis zu 5 Leute mit. Samt Gepäck und Fahrrädern

Mit dieser sich unverhohlen und an unerwarteter Stelle an Kinder richtenden Porsche-Reklame wird deutlich gemacht, dass sich die Marketingleute sehr bewusst über die Tatsache sind, dass aus kleinen Konsumenten einmal große Konsumenten werden. Wie viel Geld die Porsche AG in diese Kampagne investiert hat, gehört zu den Fragen, die verschlossen bleiben – aber dass dies in Erwartung eines soliden return of investment geschah, ist dennoch sicher.

[Foto via @DerBulo]

@fitness_bloggDE

Dienstag, 8. November 2011

Spammer's Hall of Shame

In die „Hall of Shame“ für Twitterspammer kommen nur die ganz Harten. Oder eben die ganz Weichen, deren käsiger Hirnzerfall sich mit komischem Geschäftsideen verbindet. Solche, bei denen sich der mutige Einsatz von Technik mit unfassbarer Stümperei paart. Solche, bei denen man weiß, wer den Vogel hat. Um hierher zu gelangen, Twitterspammer, musst du schon auf größere Bereiche deiner Großhirnrinde verzichten…

Oh, wie schön, wieder ein neuer Follower. Aber ob einem überzeugten Sportverweigerer wie mir wohl mit dem Nick @fitness_bloggDE adäquat gefolgt wird? Und ob der Mensch wohl verstanden hat, dass Twitter kein Blog ist, sondern eben ein Microblogging-Dienst? Mal einen Blick reinwerfen:

Screenshot der Timeline von @fitness_bloggDE

Holla, der ist aber besonders fitt. Nur nicht, wenn es darum geht, Twitter auch zum Twittern zu nutzen, denn der letzte Fiepser ist schon 311 Tage alt. Aber immerhin, das frohe Fest und das frohe und gesunde neue Jahr passt ja inzwischen fast schon wieder, schließlich ist die seelenkalte Weihnachtszeit schon wieder allgemein präsent.

11 Tweets / 2818 Following / 2562 Follower / 34 GelistetEr ist eben nicht der eifrigste Twitterer, dieser Typ, der leider nicht nur so fitt, sondern auch nur so intelligent wie ein Turnschuh ist. Deshalb twittert er auch nicht so viel, sondern followt um so mehr. Und dann folgen ihm Leute mechanisch und unreflektiert zurück, und dann schaut sein Skript nach, welche Leute diesen Leuten folgen, und die followt er dann auch für ein paar Tage. So hat er sich inzwischen ein dummes, reflexhaft folgendes Auditorium von 2562 Followern geschaffen. Einige davon gehören auch in mein Twitter-Umfeld (Avatare im Screenshot unkenntlich gemacht, um die Schande zu bedecken), und so kam das dumme Skript des Spamzwitscherers schließlich auch an mich.

Da der Gehirnverweigerer seit vielen Monaten nichts getwittert hat, sondern nur mit seinem tollen Skript Follower für eine spätere Aktion erntet, wird er leider von den meisten Leuten nicht als Spam gemeldet. Man könnte glauben, viele Twitter-Nutzer schauen sich nicht einmal an, wem sie da folgen, Hauptsache die angezeigten Zahlen in ihrem Profil werden auch schön groß. Was für eine kindisch dumme Haltung, und was für Spamidioten von dieser kindisch dummen Haltung profitieren! Vermutlich hat dieser ganz große Geschäftsmann des Web Zwo Null mehrere tausend bis zehntausend derartiger Accounts bei Twitter (und vielleicht auch bei vergleichbaren Diensten) vorrätig, um sie gegebenenfalls an Spammer zu verramschen oder sie irgendwann im Zuge eines S/M-Marketings¹ zu verwenden. Bis dahin macht das Skript genau das, was Spamskripten auf Twitter immer tun. Accounts anlegen, sich gegenseitig auf Listen setzen, möglichst automatisch etwas Minimalcontent erstellen, um nicht aufzufallen und mit den etwa zehn Fiepserchen ganz vielen Leuten folgen und sie wieder entfolgen, wenn sie nicht binnen einiger Stunden zurückfolgen. Wenn der Account irgendwann genug enthirnte Zuhörer hat (oder an einen richtigen Spammer verkauft wurde), geht die Spam los.

Wie man jemanden folgen kann, der in seinem Verhalten so offensichtlich macht, dass er kein Interesse an menschlichem Austausch hat und überdem ein wenig erquicklicher Charakter ist, gehört zu jenen psychologischen Geheimnissen des Web Zwo Null, die mir völlig verschlossen bleiben. Leider gibt es zu viele Menschen, die das klick klick klick tun, und deshalb funktioniert das „Geschäftsmodell“ derartiger Hohlnieten. Ja, ihr Twitterer da draußen, die ihr so unreflektiert und gedankenlos auf kleine Knöpfchen klickt: Ihr seid auch die Spam! Denn ohne euch gäbe es sie nicht.

Dass diese Twitter-Accounts mutmaßlich für den Weiterverkauf oder recht unspezifisch für eine spätere Verwendung mit Followern gemästet werden, zeigt sich übrigens im Fehlen jeder Selbstbeschreibung und im Verzicht auf einen Link. Da hat sich jemand wohl einen großen Haufen Nicks für diese Art Geschäft geholt. Nun, einer von diesen ist jetzt zumindest einmal als Spam gemeldet – und hoffentlich bleibt es nicht bei einer Spammeldung. Auch auf BotPwn werde ich den extradummen Spamidioten melden, sobald die dort offensichtlich laufende DDoS-Attacke der ganzen kriminellen Spamfreunde nachlässt und die Website wieder verfügbar ist. Eben einmal der übliche Mist, den man macht, wenn man der Spam nicht wehrlos ausgesetzt sein will.

Aber manchmal habe ich wirklich Lust, auf Twitter jeden zu entfolgen, der so offensichtlichen Spammern auf dem Leim geht. Diese ganz normalen Nutzer gehören genau so in die Schandhalle der Spam wie die Spammer selbst – denn niemand zwingt einen dazu, jedem dahergelaufenen Idioten zu folgen.

¹S/M ist meine Abk. für Social Media. Aus Gründen.