Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 11. Dezember 2010

Die neuen Twitter-Spammer

Samstag, 11. Dezember 2010

Bislang haben die Spammer auf Twitter ja vor allem versucht, viele Follower zu sammeln. Sie haben das getan, indem sie selbst vielen (echten) Twitterern folgten (hierfür gibt es praktische Hilfsmittel) und dabei darauf spekulierten, dass das bei vielen Teilnehmern dazu führt, dass sie ihrerseits auf Follow klicken. Wie man an den typischen Follower-Zahlen dieses dummdreisten und vollständig uninteressanten Maschinenzwitscherns sehen kann, ist das leider ein Erfolg versprechendes Modell – nicht wenigen Twitter-Teilnehmern scheint es für den Selbstzweck einer großen Zahl vollkommen egal zu sein, womit sie es eigentlich zu tun haben.

So weit das vertraute Muster.

Neuerdings sieht man jedoch immer wieder einmal eine neue Masche, die Spam unter die Leute zu bringen. Es haben wohl doch zu viele bei Twitter die Option „Blockieren und als Spam melden“ gefunden, wenn sie mit so einem Müll konfrontiert wurden – vor allem, wenn durch den Follow immer wieder neuer Müll dazu kam.

Die neuen Twitter-Spammer zwischern zwar viel, aber folgen niemanden und haben meist nur sehr wenig Follower:

Following: 0, Follower: 8, Gelistet: 0, Tweets: 2530

Dafür erfreuen sie mit dem massenhaften und mechanischen Versenden scheinbarer @-Antworten:

Ganz viel Spam als vorgebliche Antwort

Zu was für tollen Websites die so unters Volk gebrachten, twittertypisch bis zur Unkenntlichkeit runtergekürzten Links gehen, brauche ich hoffentlich nicht weiter zu erläutern. Ich selbst habe es nur mit zwei Links ausprobiert. Der erste brachte mich auf eine Seite, die einen vorgeblichen „Virustest“ bei mir machte und in liebevoll nachgemachtem Windowsstil darauf hinwies, dass ich doch einen total virenverseuchten Rechner hätte und mir ganz schnell die neueste Schadsoftware der Spammer installieren soll (aber wenigstens war das Deutsch inzwischen etwas besser als im letzten Jahr), der zweite Link ging auf den üblichen Casino-Beschiss.

Ich weiß natürlich nicht, wie so ein Spammer denkt – und ich glaube oft, dass ein Spammer gar nicht mehr denkt, denn sonst wäre er kein Spammer. Meiner Meinung nach besteht die Motivation für diese etwas veränderte Art, Spam über Twitter zu transportieren, darin, dass die meisten Betroffenen nur eine derartige Spam zu Gesicht bekommen und nicht diesen Strom von Scheiße, den man sieht, wenn man einem Spammer folgt. Demnach dürfte es für viele ein zu großer Akt gegen die eigene Bequemlichkeit sein, so etwas als Spam zu melden, und somit lassen sich die Accounts länger von den Spammern benutzen. Und dass für diese Art von Spam sehr viele Accounts verwendet werden, versteht sich von selbst – es ist ja wegen der geringeren Reichweite der einzelnen Spam erforderlich.

Für mich ist es sehr interessant, was sich die Leute bei Twitter gegen diese Art des Missbrauchs einfallen lassen werden. Sie werden sich etwas einfallen lassen, das ist sicher. Meine Idee wäre eine einfache Heuristik, die potenzielle Spammer an diesen Merkmalen identifiziert:

  1. Es gibt keinen Follow und und wenig Follower;
  2. dennoch werden jede Menge „Antworten“ an wahllos ausgewählte Twitter-Nutzer gesendet; und
  3. das ist die einzige Nutzung des Accounts, es kommt niemals zu einem eigenen Tweet.

Klar, dass dann auch die Spammer ihre Vorgehensweise etwas anpassen würden und sogar ein bisschen mechanisch „so tun lassen“, als würden sie „richtig twittern“. Letztlich werden Menschen die undankbare Aufgabe übernehmen müssen, automatisch vorgefilterte Accounts zu beurteilen. Das Spam-Problem ist für Twitter inhärent. Die technisch erzwungene Kürze des Mitgeteilten und die Formlosigkeit ist eine große Erleichterung für Spammer. Die vor allem, weil URL-Kürzungsdienste verwendet werden müssen, um einen Link zu transportieren – und dahinter kann sich jede nur erdenkliche Site verbergen, ohne dass auf dem ersten Blick klar ist, was man davon zu halten hat. Aber auch, weil sprachliche Aussagen mit einer gewissen Kryptik und rauen Kanten nicht sofort für Alarmstimmung sorgen, sondern bei Twitter durchaus üblich sind. Die Kombination dieser beiden Merkmale schafft ein ideales „Biotop“ für die asoziale, dumme und kriminelle „Kommunikationsform“ eines Spammers.

Attn Sir /Madam,

Samstag, 11. Dezember 2010

Schon der Betreff macht klar, dass der Absender nicht einmal weiß, ob sein Strunzbrief von einem Männlein oder einem Weiblein gelesen wird. Kein Wunder, dass da jede Anrede vermieden wird:

I am Mr. Joe Zullo, My aim of contacting you is to collaborate with me to transfer the sum of ((16.000.000.00 USD) Sixteen Million usdollar into your personal bank account in your country of origin for investment purposes. I am going to invest this money in your country through your assistance and help, whereby you are going to be my Investment Manager. Please when replying I want you to tell me the type of investment that will be encourage for us to invest, so that we can talk about the conditions

In bin John Dullkopp und habe es leider nicht hinbekommen, mir eine einigermaßen glaubwürdige Geschichte für meinen Betrug auszudenken. Außer meinem ausgedachten Namen habe ich mir auch nichts weiter zu meiner Person und meinem Hintergrund ausgedacht. Also sei bitte so doof und glaub mir bei meinem Namen Dullkopp und meiner gefälschten Absenderadresse, dass ich einem beliebigen Unbekannten, von dem ich nicht einmal den Namen weiß, 16 Megadollar aufs Konto überweisen will. Wenn du dermaßen merkbefreit bist, dass dir dabei nicht jede Alarmglocke im Resthirn klingelt, kannst du antworten und weitere Lügen von mir lesen. Am besten, du…

Please send your phone number and I will call you OR, Please email me back to this email address: mrjoe.zullo2 (at) rediffmail.com : mrjoe.zullo3 (at) rediffmail.com [sic!]

…gibst mir gleich deine Telefonnummer, denn am Telefon bin ich und der Rest meiner Bande besonders darin geübt, Opfer „weichzukloppen“ und ihnen eine Vorleistung nach der anderen aus der Tasche zu ziehen. Wundere dich dabei nicht darüber, dass du diese Mail nicht beantworten kannst, indem du in deinem Mailprogramm auf Antworten klickst, weil ich meinen Absender fälsche, um etwas vertrauenswürdiger zu erscheinen! Aber wenn du auf den Einstieg reingefallen bist, wird diese Stümperei auch nicht mehr auffallen.

Damit dir völlig klar ist, dass ich nichts über dich weiß, gib mir doch mal bitte einen persönlichen Datensatz von dir…

1) Your age:
2) Your full name and address:
3) Your marital status:
4) Your occupation/Profession:
5) Your direct telephone/Fax numbers:
6) Your Full Banking Account Details:

…und hab auch keine Hemmungen, gleich zum Einstieg einem Unbekannten deine Bankverbindung mitzuteilen! Wer das macht, der ist nämlich aus dem Holz, aus dem man unsere Opfer schnitzt.

Sincerely,
Mr. Joe Zullo

Mit geheuchelter Höflichkeit
Deine dich verachtenden Vorschussbetrug-Spammer

Puh, war die schlecht…