Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Umwelt schützen – Geld verdienen!

Freitag, 9. Oktober 2009, 5:50 Uhr

Wow! Die Spammer haben das tolle Wahlergebnis der Grünen bei der letzten Bundestagswahl mitbekommen und schwimmen jetzt auch so richtig auf der grünen Welle. Hier allerdings ist das Grün ein bisschen schleimiger, von eher unappetitlicher biologischer Konsistenz.

Liebe Leserinnen und Leser
Umwelt schützen – Geld verdienen!

Erstens bin ich nicht lieb. Und zweitens glaube ich nichts, wenn mir ein spammender Verbrecher sagt, dass ich Geld verdienen kann. Letzteres kann ich jedem nur empfehlen.

[Man beachte die explizite Ansprache von Frauen. Selten macht sich ein Spammer so viele Gedanken über die mögliche Zielgruppe seines Betruges wie der Verfasser dieses Textes. Der weiß recht genau, was in ideologisch verbrämten grünen Köpfen vor sich geht und wie er die Hebel ansetzen muss, um die TrägerInnen solcher Köpfe um ihr Geld zu bescheißen. Dieser Vortrag mit sicherem Bewusstsein über die Zielgruppe setzt sich in der ganzen Mail fort – und weil der Pädagogenanteil in dieser Zielgruppe außerordentlich hoch ist, wurde sogar Korrektur gelesen, damit richtig gutes Deutsch herauskommt. Das hier ist nicht der übliche, stümperhaft ausgeführte Spambetrug, das hier ist mal Wertarbeit in der Spam. Dementsprechend hoch dürften auch die Summen werden, die in diesem „Investment“ den Opfern rausgeleiert werden sollen.]

Anstatt Regenwald abzuholzen, werden in Mittel- und Südamerika auf ehemaligen Brachflächen neue Wälder mit wertvollen Tropenhölzern angepflanzt. Dies geschieht nach ökologisch-nachhaltigen Prinzipien und wird vom FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert.
Dieses Edelholz (z.B. Teak) ist dank seiner Pflege später besonders begehrt und wertvoll. Davon können Sie profitieren und hohe Erträge erzielen.

Aber ganz hohe Erträge!

– Weitere Informationen –

Ach nee, auf die Texte von Internet-Schwindlern kann ich gut verzichten. Ich fasse mal zusammen, was diese tollen Schreiber mir da unverlangt in das virtuelle Postfach gemacht haben:

In Mittel- und Südamerika (also außerhalb jedes Bereiches, in dem ich etwas durch Augenschein oder einfache Erkundigungen überprüfen könnte) werden auf ehemaligen Brachflächen (über deren Besitzverhältnisse, Lage oder Größe man gar nichts erfährt, und auch nichts über die Gründe, warum es sich überhaupt um Brachflächen handelt) Wälder angepflanzt (was sich als außerordentlich schwierig erweist, wenn es gerodeter oder abgebrannter Regenwald ist, da dann ein fast völlig unfruchtbarer Boden zurückbleibt, so dass man mindestens Jahrhunderte auf einen Erfolg von Aufforstungsmaßnahmen warten muss). Dies wird unter Absagen der üblichen Bullshit-Wörter mitgeteilt, wobei auch noch eine Organisation benannt wird, die sich – so sie überhaupt existiert – gar nicht dagegen wehren kann, dass ihr Name mal eben in eine Mail reingeschrieben wird. Aber was solls, ich hatte sogar schon Post von Kofi Annan. :mrgreen:

Und wenn diese Bäumchen aus unfruchtbaren Brachflächen (nach mindestens einigen Jahrhunderten) dann einmal hochgewachsen sind, kann man sie wieder roden und tolle Möbel daraus machen. Oder Streichhölzer. Da ist doch das ganz ganz dicke Geschäft zu erwarten!

Warum also nicht in Holz investieren?
Erwerben Sie, in tropischen Gebieten wie Costa Rica und Ecuador, FSC (Forest Stewardship Council) zertifizierte Teakholz-Baumbestände. So tragen Sie einerseits dazu bei, dass der Regenwald geschont und die immer knapper werdende Ressource Holz nachhaltig zur Verfügung steht.

Hey, die haben ja sogar schon Baumbestände! So richtig wertvolle! Und die kann man einfach so „erwerben“! Und so etwas werden die nur über asoziale und kriminelle Spam los? Scheint ja doch nicht das tolle Geschäft zu sein… :mrgreen:

Überzeugen Sie sich selbst!
Fordern Sie, völlig kostenlos und unverbindlich, unseren Informations-Katalog an und erfahren Sie mehr über dieses einzigartige Engagement.

Am beliebtesten sind den Absendern dieser kriminellen Spam solche Empfänger, die sich „selbst überzeugen“, indem sie sich weitere Texte von den Absendern dieser kriminellen Spam ins Haus holen. Solche Texte sind bestimmt sehr „überzeugend“. Und vermutlich erfährt man daraus auch, wie man mal so richtig durchinvestieren kann. Mit guten Erträgen und mit ohne Risiko. Wer würde dazu schon nein sagen? Also flugs…

– Informationen anfordern –

…auf einen Link in einer Spam klicken und den Leuten am besten einen vollständigen persönlichen Datensatz mit Anschrift, Telefonnummer und Einkommen geben. Über so etwas freuen sich die Spammer immer.

Impressum: Life Forestry Switzerland AG, Mühlebachstrasse 3, P.O. Box, CH – 6370 Stans
Ihre Fragen richten Sie bitte an die E-Mail Adresse: info (at) lifeforestry.co.at

Und sogar an eine Firmierung, eine Adresse und eine Anschrift haben sie gedacht, diese Spammer. Die angegebene Mailadresse entspricht sogar mal der Absenderadresse. Eine richtig gute Spam ist das geworden, sehr gefährlich und so gemacht, dass wohl ein paar hundert Leute darauf reinfallen. Da weiß jemand, dass der Anschein von Seriosität das Wichtigste bei einem erfolgreichen Beschiss ist.

powered by eMailing Marketing System

Powered by Spam. (Also mit dem massenhaften und illegalen Zumüllen von Mailadressen mit Werbung, auch wenn die Besitzer der Mailadressen lieber mit Menschen kommunizieren möchten, als die paar erwünschten Mitteilungen aus einer Flut derartigen Mülls rausfischen zu müssen. Und solche virtuellen Müllsäue erzählen mir einen von Umweltschutz!)

Nachricht abbestellen

Nachricht weiterleiten

Wer darauf klickt, lasse alle Hoffnung fahren. Beide Links enthalten eine hübsche, lange ID, die sicherlich der zugespammten Mailadresse zugeordnet werden kann. Da freuen sich die Spammer, wenn sie wissen, unter welchen Adressen die Spam auch ankommt. Und vor allem, wenn sie wissen, hinter welchen Adressen sich Leute verbergen, die so doof sind, dass sie in einer Spam rumklicken.

Dieses E-Mail wurde gesendet an mxxx (at) hxxxxxu.de von info (at) lifeforestry.co.at

[Meine Mailadresse habe ich aus nahe liegenden Gründen unkenntlich gemacht]

Ja, ich weiß es doch. Steht doch auch im Header. Und wird im Mailclient angezeigt.

Aber das „Schönste“ an dieser Mail sehen die meisten Menschen gar nicht. Es ist ein kleines Bildchen, 1 Pixel hoch und 1 Pixel breit, das transparent ist. Dieses Bild ist noch einmal unten druntergeklatscht. Es handelt sich um ein so genanntes „Web-Bug“, eine unsichtbare Grafik, die aus dem Internet nachgeladen wird. Und dabei wird eine eindeutige ID an den Server übermittelt, der dieses Bildchen ausliefert. So erfahren die Spammer sogar, wer diese Mail gelesen hat. Bei derartigen Tricksereien schöpft doch gleich noch mehr Vertrauen.

Wie man sieht, sitzen die also gerade mal wieder an der Optimierung ihrer Adresslisten.

Und wie man sieht, ist es völlig sinnvoll, niemals externe Bilder in einer Mail darstellen zu lassen. Diese kleine Einstellung kann ein Beitrag zu einem spamfreieren virtuellen Postfach sein. Der aktuelle Thunderbird ist standardmäßig so konfiguriert, und zum Glück lässt sich das auch nicht ganz einfach ändern…

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