Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 17. April 2008

Terroristen benutzen Linux

Donnerstag, 17. April 2008

Eine originale Microsoft-Werbung gegen Linux, das Terror-Betriebssystem...

Dies ist nicht etwa eine besonders kranke Satire, sondern eine Original-Werbung von Microsoft aus dem Jahr 2005. Es ist allerdings keineswegs ein auf Terroristen beschränkter Effekt, dass so viel mehr Webserver unter Linux als unter Windows laufen – die sehr häufige Entscheidung für Linux auf einem Webserver wird nach Gesichtspunkten der Stabilität und Zuverlässigkeit getroffen. Schön anzuschauen, wie hier Werber ein paar Zahlen vorsätzlich so ausgesucht und präsentiert haben, dass ein völlig falscher Eindruck bei den meisten Betrachtern entsteht – um dann daraus den völlig windigen Schluss zu ziehen, dass die Unterstützung freier Software einer Unterstützung des Terrorismus gleichkommt. Selten nur sieht man die wahre Bedeutung des Wortes „Verbraucherinformation“ in solcher Deutlichkeit wie in diesem kleinen Beispiel…

…aber das heißt natürlich nicht, dass irgendeine andere Werbung eine zuverlässigere Form der Information wäre.

Quatre cents dix-neuf!

Donnerstag, 17. April 2008

Na, manchmal findet die Spam aber nicht zu richtigen Zielpublikum. So spricht zum Beispiel diese „Idriss Fofana“ eine für mich völlig ungeeignete Sprache, die ich nur rudimentär verstehen kann.

Bonjour Tres Cher,

Aber einen besonders gehässig gewünschten Scheißtag zurück, du Spamschlampe!

Toutes mes salutations les plus honorables c’est avec toute ma sympathie que je vous fait cette noble proposition qui sera bénéfique pour nous deux.

Sehr interessant. Und so schön geschwollen gesagt. Aber ehrlich gesagt will ich demnächst nichts „für uns beide“ tun, ich vermeide doch lieber den Umgang mit Kriminellen.

Je me nomme Mlle Estelle Fofana, […]

(Oh weia, dass man einen Namen hat, ist bei den Franzosen reflexiv ausgedrückt? Beim Entziffern dieser Spam werde ich bestimmt noch eine Menge Spaß haben. Ich weiß schon, warum ich damals, zu Schulzeiten, lieber Latein gelernt habe. Obwohl ich ja eigentlich noch lieber den Russisch-Kurs belegt hätte, aber dafür fanden sich wirklich zu wenige Masochisten.)

Ein hübscher Name, den du dir da ausgedacht hast.

Je suis la seule de la défunte famille Mr et Mme Idriss Fofana, Je voudrais vous sollicitez pour une aide dans le cadre de la transaction financière que j’hérite de mes défunts parents.

(Mann, dieses Latein ist ja kaum wiederzuerkennen.)

Wahrscheinlich sind deine Eltern vor Scham gestorben, weil ihre Tochter eine Spam-Betrügerin ist. Und jetzt schreibst du schon wieder Millionen von Menschen an, damit sie dir helfen, mit einem bisschen betrügerischem Geldgeschiebe an dein Erbe ranzukommen. Für wie blöd hältst du eigentlich die Leute, die deine Müllmail kriegen?

Je voudrais que vous m’aidiez à transférer l‘argent que m‘a laissé mes parents défunts sur un compte a l‘étranger, parce que l‘argent se trouve dans un compte bloqué ici en afrique précisement a (Abidjan) et ensuite m’aider pour l‘investir dans des sociétés de fabrications et dans l‘immobiliers. La somme est de US$ 6.300.000.00 (six millions trois cent mille de dollars américains).

[Ich habe im Zitat die Leerzeichen im Zusammenhang mit den Klammern an die deutschen Konventionen angepasst, da ich gerade keine Lust habe, das besser zu machen.]

Soso, ich soll dir also dabei helfen, das Geld von deinen Ollen zu holen. Ist ja auch gar nicht so wenig, diese über sechs Millionen Dollars, die du da kurzfristig einem völlig fremden Empfänger deiner Spam anvertrauen willst. Deine Eltern werden schon gewusst haben, warum sie das Geld lieber auf einem Auslandskonto hinterlegten, die kannten dich bestimmt gut!

Pour transférer cet argent, j’aurai besoin de votre aide, car je voudrais que vous recevez les fonds dans votre compte et ensuite vous allez m’aider à venir dans votre pays où je compterai y investir. Je vous donnerai 15% de la totalité de somme pour compenser toutes les dépenses que vous effectuerai dans le cadre de ce transfert et de votre soutient à ma personne.

Im Vergleich zu anderen Vorschussbetrügern bist du aber echt geizig. Nicht einmal ein Sechstel von der Knete willst du einem völlig fremden dafür in die Hand drücken, dass er auf dich reinfällt. Aber es ist schon einmal nett, dass du mir das Geld zusagst, um „meine ganzen Kosten zu decken“ – da werde ich schon einmal auf die ganzen Vorleistungen hingewiesen, die ich noch zu leisten habe, bis sich die ganzen schönen Millionen und das heitere französische Singen dieser Spammerin in Luft auflöst.

Si vous pensez possible m’aider, veillez me joindre le plus vite que possible.

Ich denke schon, dass man dir helfen könnte. Zum Beispiel mit einer Psychotherapie. Aber ich werde bestimmt keinen Kontakt zu dir aufnehmen, um dir das zu sagen. Und schon gar nicht schnell. Aber so schnell wie möglich schreibe ich diesen schnuckeligen Eintrag für mein Spamblog, auf dass dir hoffentlich das Geschäft versalzen wird.

Contacter moi svp pour plus d‘informationsa mon email prive que voici.
estellefofana2006@yahoo.ca

Klar, das mit der Antworten-Funktion im Mailclient geht mal wieder nicht, weil ihr Scheißspammer es immer noch nicht gebacken kriegt, da ein richtiges Reply-to einzutragen.

Aber das ist ja auch ganz gut so, denn so kommt vielleicht der eine oder andere Leser auf die Idee, sein Schulfranzösisch ein bisschen aufzufrischen und diesen Schwerverbrechern eine Mail zu schreiben, damit sie nicht ganz so viele Deppen abzocken können. DAS IST ABER KEIN KINDERSPIEL, es handelt sich hier um bandenmäßig organisierte Betrüger, die nicht lange fackeln, wenn ihnen etwas in die Quere kommt. Also eine Wegwerfadresse nehmen, seine eigene Geschichte völlig frei erfinden und niemals irgendwelche persönlichen Daten nennen. Wenn man so vorgeht, kann man viel Energie bei den Verbrechern binden und einen Beitrag dazu leisten, dass sich diese Art „Geschäft“ in Zukunft nicht mehr lohnt. Das ist eine der wenigen Situationen, wo man mal etwas gegen die Spam tun kann.

Ach so: Wer nicht gut französisch kann, umso besser – die sollen ruhig ein bisschen zu grübeln und zu dechiffrieren haben! Wer gar kein Französisch kann, versuche es einfach in Englisch. Oder in Dänisch. Deutsch ist auch nie verkehrt, allerdings sollte dann der Ausdruckskraft wuchtigstes Kaliber im Rückgriff auf der deutschen Grammatik unbegrenzte Möglichkeiten gesehen werden. Die werden trotzdem irgendwie antworten, weil sie jeden Deppen abzocken müssen. 😉

Tous mes remerciements.

Mlle Estelle Fofana

Fahr zur Hölle, Fräulein!

Der Nachtwächter

Ach ja, weil vielleicht manch einer ins Fragen gekommen ist: Ich kann wirklich kein Wort Französisch. Aber die Machart dieser Mails ist in jeder Sprache so gleich, dass man mit einem lateinischen Grundwortschatz sehr gut erraten kann, um was es hier „inhaltlich“ geht. Den Titel dieses Eintrages musste ich allerdings in einem Wörterbuch nachschlagen…