Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 11. Februar 2008

PlayStarPoker

Montag, 11. Februar 2008

Ja, ich kenne euch gut von euren Spams über den „ersten und einzigen Online-Pokerraum“ auf Deutsch.

Denn ihr glaubt, dass eure Spams mehr gelesen werden, wenn sie einen „gefährlichen“ Absender und Betreff haben. Und nur, wenn eure Spams gelesen werden, finden sie auch klickende Opfer. Deshalb wählt ihr immer Absender wie „Anwalt“, „Dringend“, „Bank“, „Sparkasse“ und einen Betreff wie „Dringend“, „Sie haben gewonnen“ oder „Mahnung“. In gewisser Weise bin ich euch dafür zu Dank verpflichtet, weil sich euer Müll wirklich gut ausfiltern lässt.

Aber ihr strebt ja nicht nach meiner Dankbarkeit, sondern nach den Computern und dem Geld der gläubigen Deppen, die auf eine Spam reinfallen. Deshalb seid ihr gerade ein bisschen am Basteln und probiert euch mit neuen Texten, zum Beispiel dem Märchen von alten Schulfreund, der mich sucht. Auf dass diese neuen Texte auch ja durch die Spamfilter kommen und Klickvieh generieren.

Vielleicht solltet ihr eure neuen Texte aber vor dem millionenfachen Absenden einmal Korrektur lesen. Denn würdet ihr vielleicht merken, dass der (wie üblich gefälschte) Absender „Anwalt“ nicht ganz so überzeugend ist, wenn er bereits im Betreff „Letzt Mahnung“ einen Fehler hat…

Einmal ganz davon abgesehen, dass auch eure Texte nicht so ganz frei von schmerzhafter Dummheit sind:

Sie haben diesen Newsletter bekommen, weil Sie oder ein anderer bei PlayStarPoker ihre Email Adresse registriert hat. Falls Sie keine Newsletter mehr erhalten wollen, schicken Sie bitte eine Email an
http://www.winning-cities.com/abmelden.htm

Ah ja, man schickt bei euch also eine E-Mail nicht wie gewohnt an eine Mailadresse, sondern indem man eine URL im Internet-Browser öffnet. Alles klar. Hauptsache, irgendwo wird von unerfahrenen Deppen geklickt und eure Seite im Browser geöffnet – entweder, weil einer unbedingt zocken will und so geil darauf ist, dass er sogar auf eine Spam reagiert; oder aber, weil einer nicht noch mehr von dieser Scheißspam kriegen will. Was die dort verfügbaren „Inhalte“ mit dem Browser tun werden, wenn er angreifbar ist, das ist auf diesem Hintergrund leicht vorstellbar.

Des Wahnsinns fette Tagesbeute!

Montag, 11. Februar 2008

Wenn ich schon in einem Kommentar gefragt werde, was das wohl für Leute seien, die sich noch (als wenn Stumpfheit zwangsläufig erfolgen müsste) wortreich über Spam aufregen können

Es sind Leute, die das Internet immer noch als ein Netzwerk betrachten, das kein technischer Selbstzweck ist, sondern Menschen zusammen bringen kann. Leute wie ich, die zum Beispiel ein bisschen bloggen. Und die denn jeden Abend des Wahnsinns fette Tagesbeute in ihrem Blog finden können:

Kommentare - Akismet Spam (1981) - Das waren 1981 Spamkommentare allein in den letzten 26 Stunden...

Ein ganz normaler Tag. Mit 1981 Spam-Kommentaren in einem harmlosen, kaum beachteten Blog, die im Verlaufe von 26 Stunden einliefen. Jede einzelne dieser Mitteilungen ist ein respektloser und barbarischer Akt, der einen Raum für menschlichen Austausch in eine Litfaßsäule für kriminelle Formen der Werbung verwandeln will. Mit Links auf diverse verbrecherische Angriffe auf private Computer durch Ausnutzung von Browser-Problemen; Kinderpornografie, illegalen Handel mit Medikamenten, der wohl oft reiner Betrug ist; illegales Glücksspiel und diverse Phishing-Seiten aller Art. Jeden Tag aufs Neue. (Zum Glück nicht jeden Tag in dieser Massivität.)

Sicher, Akismet hat heute wieder einmal ganze Arbeit geleistet und fast alle Spam sicher erkannt. (Ein Müllkommentar ist durchgeflutscht, das ist auch normal. Aber der ist schnell manuell gelöscht.) Das heißt aber nicht, dass man sich zurücklehnen und den ganzen Müll mit einem einfachen Klick in erfreuliches Nichts verwandeln kann, denn es geschieht immer wieder einmal, dass sich die erwünschte Mitteilung eines Menschen im Spamfilter verfängt und daraus befreit werden muss. Doch das ist es wert. Wenn es den Spammern irgendwann gelingt, ihre Müll-“Mitteilungen“ so zu erstellen, dass sie nicht mehr leicht zu filtern sind, – und glaubt es mir, die arbeiten mit großem Eifer daran – denn bleibt mir und vielen anderen Bloggern nur noch das Abschalten einer dann völlig nutzlos gewordenen Kommentarfunktion. (Wer wirklich glaubt, dass irgendwelche Captchas oder sonstigen kleinen Hürden das Problem dauerhaft lösen werden, hat sich wahrscheinlich geschnitten und wird das in den nächsten Monaten oder Jahren zu spüren kriegen. Spam ist ein großes Geschäft, das bei den asozialen Subjekten, die das ganze Internet in eine Litfaßsäule verwandeln wollen, große „Kreativität“ freisetzt.)

Und das war nur die Ausbeute eines einzigen Blogs, das übrigens nicht einmal eine besonders breite Aufmerksamkeit hat. Es ist keineswegs die einzige Website, die ich betreibe oder administrativ betreue. So ganz nebenbei, weil ich es eben tue. Ich habe wirklich besseres mit meiner Zeit zu tun, als mich jeden Tag um diese Jauchegrube zu kümmern. Aber ich tue es weiterhin, um „meine“ paar Seiten brauchbar und nützlich und menschlich zu halten. Dass ich über die dümmsten Ergüsse der Spammer auch noch blogge, ist vor allem ein kleines bisschen psychische Hygiene.

Spam ist keine relativ harmlose Angelegenheit, die – ähnlich wie eine den Kopf umsummende Schmeißfliege – einfach nur ein bisschen nervig ist. Spam ist ein Krebsgeschwür, das das ganze Internet zerfrisst. Die Stumpfheit gegenüber diesem Zustand ist vielleicht bequem, aber sie ist auch eine Gleichgültigkeit, die ich nicht zu erbringen bereit bin.